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Sozialraumorientierung

Sozialraumorientierte Soziale Arbeit setzt im Lebensraum der Menschen an, 
um die Lebensbedingungen und Verhältnisse 
unter Einbezug des Willens und der Interessen der Menschen zu gestalten.

 (Bestmann 2013)


Die hohe Lebensqualität im Ortenaukreis zu erhalten und zur Verbesserung der Lebenslagen vor Ort beizutragen ist eine der wichtigsten Leitlinien des Landratsamts Ortenaukreis. Um diese Leitlinie auch in der Kinder- und Jugendhilfe konsequent weiter zu verfolgen, hat sich diese im Ortenaukreis zum Ziel gesetzt, ihre Leistungen noch konsequenter an den Lebensräumen und Lebenslagen der Familien auszurichten. Dabei wurde eine Strategie entwickelt, die zur frühzeitigen Erreichung der Zielgruppen und damit zur nachhaltigen Verbesserung der Lebensqualität vor Ort beiträgt. Sozialraumorientierung als Grundlage für die Steuerung und Ausgestaltung der Leistungen und eine präventive Grundausrichtung der Sozialen Arbeit vor Ort wird in diesem Rahmen als essentielle Voraussetzung für eine wirksame Weiterentwicklung der Jugendhilfeinfrastruktur im Ortenaukreis gesehen.

Grundlage für die weitere Ausgestaltung der Kinder- und Jugendhilfe im Ortenaukreis sind die Lebenslagen der Familien vor Ort. Dabei ist die Kinder- und Jugendhilfe mit komplexen Herausforderungen und Ausgangslagen konfrontiert.

Ausgangslage

Komplexe, miteinander in Interaktion stehende sozialstrukturelle, politische und gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen wie z.B. Fachkräftemangel, veränderte Familienstrukturen und der demografische Wandel stellen die Kinder- und Jugendhilfe zunehmend vor Herausforderungen. Die aktuelle Sozialgesetzgebung setzt erst reaktiv an, wenn Probleme der Menschen schon vorhanden oder zu groß sind. Dies macht intensive und teure Unterstützungsleistungen notwendig. Im Ortenaukreis wird dies insbesondere in den steigenden und immer kostenintensiveren stationären Hilfen zur Erziehung (HzE) deutlich. Ein Zusammenhang mit den Lebenslagen der Familien ist in kleinräumigen Analysen zu erkennen, welche vor allem auf regionale Unterschiede hinweisen. Die Vielzahl und Unübersichtlichkeit verschiedener Sozialleistungen und Zuständigkeiten erschwert im Flächenlandkreis den Zugang für Hilfesuchende. Sie werden nur selten koordiniert geplant zur Verfügung gestellt. Eine Zusammenarbeit der Helfersysteme ist damit erschwert und führt teilweise sogar zur Entwicklung von Parallelstrukturen.

Ziele

Die Sozialraumstrategie der Kinder- und Jugendhilfe im Ortenaukreis dient dem frühzeitigen Erkennen und Lokalisieren von Bedarfslagen, der Förderung präventiver Strukturen um kostenintensiven und komplexen Hilfebedarfslagen vorzubeugen sowie der Stärkung des netzwerkorientierten und kooperativen Handelns, um Parallelstrukturen zu verhindern und gezielt vor Ort wirken zu können.

Handlungsleitlinien

Das Rahmenkonzept umfasst aufbauend auf fachlichen Grundlagen der Sozialraumorientierung Ansätze zur Umsetzung der Sozialraumstrategie und Lösungsentwicklung. Folgende Handungsleitlinien dienen als Grundlage des sich stetig weiter entwickelnden Prozesses:

1. Die Stärkung von Kindern, Jugendlichen und Familien wird als Zukunftsinvestition mit hoher Priorität verstanden.
2. Der Ortenaukreis, die Kommunen und die Träger der freien Wohlfahrtspflege gestalten die Kinder- und Jugendhilfe als Verantwortungsgemeinschaft.
3. Die Sozial- und Jugendhilfeplanung sind aufeinander abgestimmt und werden bei kommunalen Planungsprozessen beteiligt.
4. Zur Stärkung der Familien im Sozialraum fördern wir die Ausgestaltung präventiver Angebote und vernetzen Akteure, Angebote und Ressourcen im Sozialraum.
5. Die Arbeit und Steuerung der Kinder- und Jugendhilfe im Ortenaukreis orientiert sich an den Lebenswelten und Sozialräumen der Familien, um Ressourcen effizient und wirksam einzusetzen.
6. Starke Strukturen für Familien durch Vernetzung der Sozial-, Kultur- und Bildungsbereiche

Aufbau und Weiterentwicklung

Grundlage für die Umsetzung dieser Leitlinien wird der Aufbau einer Kooperations- und Kommunikationsstruktur sein. Die Kommunen als Sozialräume dienen hierbei als Grundlage für das Berichtswesen. Hier werden Sozialraumgespräche zur aktuellen Datenlage, Bestands- und Bedarfsanalyse geführt. Lösungsansätze und Projekte sollen dann im Rahmen regionaler Fokusgruppen, die sich aus Verantwortlichen für Planung und Politik innerhalb sog. Sozialregionen (z.B. territorial zusammenhängender Kommunen oder größere Kommunen mit mehreren Stadtteilen) zusammensetzen, entwickelt werden. Um eine Bündelung für den gesamten Ortenaukreis zu erzielen wird die AG Sozialraumorientierung als kreisweite Steuerungsgruppe und Austauschforum gegründet.

Umsetzung

Nach Abschluss einer Planungs- und Informationsphase wird der Aufbau und die Umsetzung dieser Struktur zunächst in 3 Modellregionen, die aufgrund der kleinräumigen Datenanalyse identifiziert werden, erprobt. In der Modellphase werden Bestands- und Bedarfserhebungen mit den Akteuren und Akteurinnen vor Ort durchgeführt sowie erste sozialraumorientierte Projekte entwickelt und erprobt. Die Umsetzung des Prozesses wird eng durch die Jugendhilfeplanung begleitet und durch das Jugendamt Ortenaukreis gefördert. Die Erkenntnisse aus der Modellphase werden innerhalb der Verstetigungsphase auf weitere Sozialregionen übertragen. Mittelfristig soll die Umsetzung der Sozialraumstrategie in der Kinder- und Jugendhilfe im Ortenaukreis flächendeckend stattfinden und im gesamten Ortenaukreis eine sozialraumorientierte und präventive Jugendhilfeinfrastruktur vorgehalten werden.

Die Sozialraumstrategie bietet für die Kinder- und Jugendhilfe im Ortenaukreis die Chance vermehrt präventionsorientiert zu agieren und die Kommunen nachhaltig zu stärken. Damit tragen Kommunen, die beteiligten Akteure und Akteurinnen und der Ortenaukreis gemeinsam zur wesentlichen Verbesserung der Lebensqualität von Familien im Landkreis bei.

   

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