Sprungziele
Hauptmenü
Inhalt

PFC-Fund im Grundwasser nördlich Schutterentlastungskanal: Öffentliche Wasserversorgung und landwirtschaftliche Produkte nicht betroffen

Das Landratsamt Ortenaukreis hat in unmittelbarer Nähe nördlich des Schutterentlastungskanals auf den Gemarkungen Lahr und Allmannsweier auffällige Konzentrationen des Stoffes Polyfluoroctansulfonsäure (H4PFOS) festgestellt. „Für die öffentliche Wasserversorgung sowie für landwirtschaftliche Produkte und somit für die Gesundheit besteht keine Gefahr“, so die positive Nachricht des Ersten Landesbeamten und Dezernenten für Kommunales, Gewerbeaufsicht und Umwelt des Ortenaukreises Dr. Nikolas Stoermer.

„Aufgrund von Auffälligkeiten im Grundwasser haben wir in den letzten Wochen mehrere Vor-Ort-Beprobungen veranlasst, um die Ausbreitung des H4PFOS-Fundes besser einordnen und bei Bedarf entsprechende Maßnahmen einleiten zu können,“ erklärt Jürgen Mair, Leiter des Amtes für Wasserwirtschaft und Bodenschutz.

Im Einzugsgebiet der Kläranlage Lahr konnte zumindest ein relevantes Unternehmen ermittelt werden, das diesen Stoff früher verwendete. Das Unternehmen hat den Stoff infolge einer Anordnung des zuständigen Regierungspräsidiums Freiburg im Jahr 2019 über einen Zeitraum von zwei Jahren durch einen biologisch abbaubaren fluor-freien Stoff ersetzt.

„Wir gehen davon aus, dass der Stoff H4PFOS über das Abwasser in den Schuttentlastungskanal gelangte und von dort ins Grundwasser eingedrungen ist“, so Mair weiter. Der Schutterentlastungskanal ist ein künstlich angelegtes Gewässer zwischen Lahr und Schwanau, in das auch die Kläranlage Lahr ihr gereinigtes Abwasser einleitet. Der Stoff kann nur in geringem Umfang aus dem Wasser herausgefiltert werden, obwohl die Kläranlage Lahr bereits über eine Anlage zur Spurenstoffentfernung verfügt.

In sechs Messstellen überschreitet die festgestellte H4PFOS- Konzentration den sogenannten „vorläufigen Geringfügigkeitsschwellenwert“ für diesen Einzelstoff. Die auffälligen Messstellen befinden sich alle westlich der Kläranlage Lahr im Nahbereich nördlich des Schutterentlastungskanals. Mit zunehmender Entfernung vom Kanal verringert sich die Konzentration. Ab einer Entfernung von ca. 400 Metern nördlich des Kanals konnten keine Überschreitungen festgestellt werden.

Im Nahbereich des Kanals wird das Grundwasser auf Gemarkung Lahr durch zwei landwirtschaftliche Betriebe zur Beregnung genutzt. Neben den Proben aus den Beregnungsbrunnen hat das Amt für Landwirtschaft vorsorglich Untersuchungen an landwirtschaftlichen Erzeugnissen im Rahmen des Vor-Ernte-Monitoring durchgeführt. In den Erzeugnissen konnte der genannte Stoff nicht nachgewiesen werden. Auch in Bodenproben aus dem beregneten Bereich war H4PFOS nicht nachweisbar. Somit kann eine Belastung der erzeugten Lebensmittel ausgeschlossen werden.

Auch die öffentliche Wasserversorgung ist nicht betroffen. Der Tiefbrunnen Ottenheim und die Tiefbrunnen des Wasserversorgungsverbands Ried westlich von Kürzell zeigen bei den PFAS-Untersuchungen keinerlei Auffälligkeiten. Zudem liegen die Brunnen zwei bzw. vier Kilometer weit vom Schutterentlastungskanal entfernt. Auch im südlich des Schutterentlastungskanals gelegenen Tiefbrunnen Nonnenweier wurden keine Auffälligkeiten festgestellt.

Nördlich des Schutterentlastungskanals gibt es auf Gemarkung Lahr zwei Anwesen, die nicht an das öffentliche Wasserversorgungsnetz angeschlossen sind, sondern einen eigenen Trinkwasserbrunnen besitzen. Den Betreibern wurde empfohlen, das Trinkwasser vorsorglich nicht weiter zu verwenden und durch einen Aktivkohlefilter aufzubereiten. Auch sollten die Betroffenen einen Anschluss an die öffentliche Wasserversorgung in Betracht ziehen. Zudem steht das Landratsamt auch weiterhin im Austausch mit den betroffenen Nutzern des Grundwassers. Auf Gemarkung Allmannsweier sind im betreffenden Bereich keine Grundwassernutzungen vorhanden.

Um auch Belastungen von Fischen auszuschließen, laufen derzeit noch Beprobungen von Fischen aus dem Schutterentlastungskanal und einem Angelweiher.

„Die Stadt Lahr und die Gemeinden Schwanau sowie Meißenheim wurden bereits informiert und werden über den aktuellen Stand weiter auf dem Laufenden gehalten“, versichert Stoermer.

Hintergrundinformation:

Der durch Beprobungen ermittelte Stoff gehört zu den per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS), die auch als PFC bezeichnet werden. Diese Stoffe werden weltweit in Betrieben der Metall- und Kunststoffveredelung eingesetzt. PFAS sind in der Umwelt außerordentlich stabil und stehen im Verdacht gesundheitsschädlich zu sein.

20220718_PM_Übersichtskarte

19.07.2022