Zuwanderer im Ortenaukreis nahmen an interkulturellen Trainings teil
Insbesondere Frauen bewiesen Mut und Engagement bei Workshops im Landratsamt
Um Zuwanderer im Ortenaukreis mit den kulturellen Gepflogenheiten in Deutschland vertraut zu machen, lud das Migrationsamt kürzlich arabisch-sprachige Geflüchtete, die in der Anschlussunterbringung im Landkreis leben, zu interkulturellen Trainings ins Landratsamt nach Offenburg ein. Bei jeweils einem Workshop für Frauen und Männer lernten die insgesamt 45 Geflüchteten aus Syrien, dem Irak und Somalia Wissenswertes über die kulturellen Werte in Deutschland und erfuhren, wie sie diesen in der Arbeitswelt, im öffentlichen Leben und im Privaten bestmöglich begegnen können. Mit dabei waren auch zahlreiche Mitarbeiter des Migrationsamts und der Kommunalen Arbeitsförderung Ortenaukreis (KOA), sodass neben den Workshops auch ein lebendiger Kulturdialog zwischen Deutschen und Flüchtlingen entstand.
„Der Ortenaukreis ist einer der ersten Landkreise in Baden-Württemberg, der den Neuankömmlingen die Gelegenheit gibt, in eigens für sie konzipierten Workshops interkulturelle Kompetenzen zu erwerben“, sagte Michael Loritz, der für Migration verantwortliche Dezernent im Landratsamt beim Veranstaltungsauftakt. „Mit dem vermittelten Wissen, aber auch durch den persönlichen Austausch mit unseren Kolleginnen und Kollegen, unterstützen wir die Menschen darin, unsere Kultur, unsere Werte und die damit verbundenen Verhaltensweise kennenzulernen und zu verstehen. Neben der Arbeit der Integrationsmagerinnen und Integrationsmanager sind sie ein weiterer Baustein für eine gelingende Integration“, so Loritz weiter.
Geleitet wurden die Workshops vom deutsch-arabischen Trainer-Duo Katrin Gratz und Naser El Bardanohi aus Kusterdingen, die eine spezielle Didaktik für Flüchtlingsschulungen entwickelt haben. „Die deutsche Kultur bleibt fremd und befremdlich für die anderen – das verändert sich auch nicht einfach mit dem Besuch eines Integrationskurses. Deswegen muss man die Menschen dort abholen, wo sie kulturell stehen. Die Kunst ist zu wissen, wo sie stehen und wie man sie öffnet und für unsere Kultur und unsere Werte interessiert“, erklärt Gratz.
Im Laufe der Kurse erläuterten die Trainer unter anderem die deutsche Arbeitsweise, unser Sozialsystem und den Stellenwert von Kindergarten und Schule bei der Vermittlung deutscher Arbeitswerte an die eigenen Kinder. Zudem gingen Jens Stecher und Sascha Zerrer von der KOA auf die Arbeitsvermittlung und Leistungsgewährung des kommunalen Jobcenters ein und stellten sich den zahlreichen Fragen. Bei einem regen Austausch wurden auch brisante Themen in Bezug auf Kindererziehung und Familie nicht ausgeklammert. Leitfragen des Tages waren unter anderem „Wie ergeht es meinem Kind im deutschen Kindergarten und in der deutschen Schule?“, „Wie wird mein Kind in der deutschen Schule erfolgreich?“ und „Wie arbeiten Deutsche?“. Mit der Hilfe der beiden Moderatoren erarbeiteten die Kursteilnehmer eigene Lösungsansätze für problematisch betrachtete Fragestellungen wie etwa den schulischen Schwimmunterricht für Mädchen.
„Ich freue mich, dass das Angebot so gut angenommen wurde und sich gerade auch die Frauen sehr rege an den Diskussions- und Fragerunden beteiligt haben, offen ihre Meinung geäußert und auch persönliche Erlebnisse geschildet haben,“ resümiert die Leiterin des Sozialdiensts im Migrationsamt, Natascha Kaiser.
Die Workshops wurden durch Mittel des Landes Baden-Württemberg zur Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe und Integration gefördert.