Noch engere Zusammenarbeit zwischen Département Bas-Rhin und Ortenaukreis
Präsident Bierry und Landrat Scherer ziehen positive Bilanz über Partnerschaft und verabschieden Arbeitsprogramm für 2018
Es war auch ein symbolischer Termin: ein Tag nach den Feierlichkeiten zum 55. Jahrestag des Elysée-Vertrags am 22. Januar 2018 und genau ein Jahr nach Unterzeichnung ihrer Partnerschaftsvereinbarung kamen Frank Scherer, Landrat des Ortenaukreises, und Frédéric Bierry, Präsident des Département Bas-Rhin, im Landratsamt in Offenburg zusammen, um auf das erste Partnerschaftsjahr zurückzublicken und das Arbeitsprogramm für 2018 festzulegen. Im Rahmen der im Januar 2017 besiegelten Partnerschaft arbeiten die beiden großen Verwaltungen insbesondere in den Bereichen Kinderschutz, Gesundheitsvorsorge, Jugend, Beschäftigung, Mobilität und Zweisprachigkeit grenzüberschreitend zusammen.
Landrat Scherer freute sich über die engen Verbindungen, die seitdem zwischen den Verwaltungen entstanden sind: „Damit sind wir ganz auf der Linie der Resolutionen des französischen Nationalparlaments und des Deutschen Bundestags vom 22. Januar 2018, die eine weitere Vertiefung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Interesse unserer Bevölkerung in den Grenzräumen vorsehen“.
„Das Département Bas-Rhin und der Ortenaukreis sind seit Jahrzehnten Nachbarn und vor allem Freunde. Unsere Einwohner sind über die Grenze hinweg mobil, und unser Ziel muss es ein, daraus einen Vorteil für beide Seiten zu ziehen“, so Bierry.
Ganz konkret möchten Bierry und Scherer zum Beispiel die grenzüberschreitende Mobilität verbessern. Ein erster Erfolg wurde mit der Sonderbuslinie für Arbeitnehmer zwischen Erstein und Lahr unter der Trägerschaft des Eurodistrikts Strasbourg-Ortenau erzielt, die auch das Département Bas-Rhin mitfinanziert. Erstmalig verkehrt damit eine grenzüberschreitende Buslinie im südlichen Gebiet des Eurodistrikts. Überhaupt wollen Bierry und Scherer zukünftig die Weiterentwicklung der Rheinquerungen in den Focus nehmen.
„Die Begleitung von gefährdeten Kindern und die Inobhutnahmen sind im deutschen und im französischen Recht unterschiedlich geregelt und dementsprechend in unseren Verwaltungen unterschiedlich organisiert.
Die einschlägigen Lebenssachverhalte hingegen kennen in unserer Region oft keine Landesgrenze. Im Interesse des Kinderschutzes haben wir daher einen engen Austausch unserer Jugendämter etabliert“, erklären Bierry und Scherer.
So haben Fachleute beider Seiten kürzlich u.a. ein Handbuch für grenzüberschreitenden Kinderschutz herausgegeben. Es bietet allen Orientierung, die sich in ihrer täglichen Arbeit mit dem Kinderschutz im deutsch-französischen Kontext befassen.
Darüber hinaus werden sich die Jugendämter beider Rheinseiten in einer grenzüberschreitenden Arbeitsgruppe mit dem Thema „Erziehung und Integration“ austauschen. Im Mittelpunkt wird dabei der Umgang der Jugendämter mit Erziehungsmethoden in zugewanderten Familien stehen.
Auch das gemeinsame Thema Gesundheitsvorsorge steht auf der Agenda. So untersuchen etwa deutsche und französische Experten, ob Verfahren entwickelt werden können, um die grenzüberschreitende Tuberkulose-Prävention zu verbessern.
"In unserer Region ist Zweisprachigkeit unter vielen Gesichtspunkten von enormer Bedeutung", so Scherer. Deshalb werden das Département und der Kreis auf diesem Gebiet weiter eng kooperieren, etwa über Schnupperpraktika von Schülern in Unternehmen auf der anderen Seite des Rheins oder Partnerschaften zwischen Schulen. Einige solcher Praktika und gemeinsamer Schulprojekte haben 2017 bereits stattgefunden. Dies soll weiter ausgebaut werden, sind sich Scherer und Bierry einig.
Das Département Bas-Rhin ist mit 1,1 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Gebiet in der neuen Region Grand Est, das sich auf 4755 Quadratkilometer erstreckt. Zwischen Vogesen und Rhein gelegen, reicht das Gebiet nördlich an das Bundesland Rheinland-Pfalz und südlich bis zur Gemeinde Marckolsheim. Die Zuständigkeiten des Départements liegen seit der Gebietsreform in Frankreich schwerpunktmäßig im Bereich Soziales, Bildung und Sport, Kultur und Tourismus sowie Infrastrukturmaßnahmen.