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Ortenaukreis setzt bundesweite Impulse für Prävention und Förderung der Kindergesundheit

Positive Zwischenbilanz auf der ersten Transfertagung des Präventionsnetzwerks Ortenaukreis (PNO)

Rund 140 Fachleute aus ganz Deutschland kamen gestern zur ersten Transfertagung des Präventionsnetzwerks Ortenaukreis (PNO) im Großen Sitzungssaal des Landratsamts in Offenburg zusammen. Eingeladen hatten der Ortenaukreis und das Zentrum für Kinder- und Jugendforschung an der Evangelischen Hochschule Freiburg, die vor zwei Jahren das bundesweite Modellprojekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Ortenaukreis starteten. Zur Halbzeit des Projekts wurde nun eine Zwischenbilanz zur praktischen Umsetzung gezogen und erste Ergebnisse der wissenschaftlichen Evaluation präsentiert.  

„Alle Beteiligten waren sich einig, dass das PNO-Konzept des Ortenaukreises zur körperlichen und seelischen Gesundheitsförderung sowie der sozialen Teilhabe für Kinder von drei bis zehn Jahren und ihren Familien nicht nur im Landkreis eine Fortsetzung des großen Erfolgs der Frühen Hilfen darstellt, sondern auch bundesweit herausragend ist und wesentliche Impulse für eine flächendeckende kommunale Strategie der Prävention und Gesundheitsförderung liefert“, so Ullrich Böttinger, Amtsleiter Soziale und Psychologische Dienste im Landratsamt Ortenaukreis sowie Leiter des PNO-Praxisbereichs. 

Das Präventionsnetzwerk Ortenaukreis setzt an der Lebenswelt der Kinder und Familien an, indem insbesondere Ortenauer Kitas und Schulen durch Organisations- und Schulentwicklung sowie bedarfsorientierte Fortbildungen gezielt in ihrer Entwicklung zur gesundheitsförderlichen Einrichtung qualifiziert und unterstützt werden. Mehr als ein Drittel aller Ortenauer Bildungseinrichtungen beteiligen sich bereits aktiv an einem PNO-Angebot, zehn Einrichtungen haben langfristige Entwicklungsprozesse bereits abgeschlossen und wurden zertifiziert. Zudem stärkt ein Netzwerk aus Gesundheits-, Kinder- und Jugendhilfe sowie Bildungssystem die Kindergesundheit.  

„Frühzeitige Prävention und Gesundheitsförderung sind eine Investition in die Zukunft der Kinder und Familien in unserem Landkreis. Mit den Frühen Hilfen und dem PNO haben wir jetzt eine sehr erfolgreiche Gesamtpräventionsstrategie von der Schwangerschaft bis zum zehnten Lebensjahr“, betonte Sozialdezernent Georg Benz auf der Tagung den hohen Stellenwert, den eine frühstmögliche Prävention und Gesundheitsförderung im Ortenaukreis einnehmen. 

Heidrun Thaiss, Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Köln, stellte die bundesweite Bedeutung des PNO heraus: „Der Ortenaukreis hat bereits mit den Frühen Hilfen ein bundesweites Vorzeigemodell entwickelt. Mit dem PNO knüpft der Landkreis nun daran an und entwickelt den Ansatz früher Prävention und Gesundheitsförderung konsequent weiter. Kinder und ihre Eltern werden genau dort erreicht, wo sie täglich spielen, lernen und leben, in den Kindertagesstätten und Schulen. Das Konzept greift damit die Zielrichtung des neuen Präventionsgesetzes auf und die ersten Zwischenergebnisse sind sehr vielversprechend. Die Entwicklung im Ortenaukreis setzt bundesweit wichtige und richtige Impulse und ist sicherlich auch auf andere Kommunen übertragbar." 

Ullrich Böttinger berichtete über das Konzept, die bisherigen Erfahrungen und Perspektiven des PNO aus Sicht des Ortenaukreises. „Es ist schon sehr beeindruckend, was in nur zwei Jahren entstanden ist und wie die Nachfrage nach den Angeboten und die Zusammenarbeit in Netzwerken des PNO sich immer weiter entwickeln. Da hat das Team unserer Präventionsbeauftragten gemeinsam mit den Kitas und Schulen im Landkreis ganze Arbeit geleistet.“ Bei der Unterstützung von Einrichtungen in sozial und gesundheitlich belasteten Stadtteilen und in der verstärkten Einbindung von Eltern werde noch Verbesserungspotenzial gesehen. „Gemeinsam mit den Frühen Hilfen ergeben sich hier hervorragende Perspektiven einer intensiveren Verzahnung und einer nachhaltigen gemeinsamen Präventionsstrategie. Beide Bereiche können viel voneinander lernen und sich gegenseitig ergänzen“, sagte Böttinger.  

Erste Zwischenergebnisse der wissenschaftlichen Evaluation stellte Professor Klaus Fröhlich-Gildhoff von der Evangelischen Hochschule Freiburg, Leiter des PNO-Forschungsbereichs, vor. „Die Präventionsbeauftragten werden zunehmend als Ansprechpartnerinnen für alle Themen zur Förderung der Familien- und Kindergesundheit kontaktiert. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Förderung der seelischen Gesundheit. In den Kindertageseinrichtungen und Schulen, die an längerfristigen Weiterbildungsmaßnahmen teilgenommen haben, zeigen die Evaluationsergebnisse eine positive Kompetenzentwicklung bei den teilnehmenden Fachkräften, verbesserte Werte zur seelischen Gesundheit der Kinder sowie eine positive Gesamtbewertung durch die befragten Eltern.“ 

Vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen in Praxis und Forschung richtete die Leiterin der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin in Niedersachsen, Antje Richter-Kornweitz, den Blick auf das Projekt von außen. Sie betonte insbesondere den innovativen Ansatz, die Kinder in ihren Lebenswelten Kita und Schule zu erreichen und die Strategie der Vernetzung der drei Systeme Gesundheit, Jugendhilfe und Bildung. Das Präventionsnetzwerk könne mit seiner Arbeit im Ortenaukreis sowohl landes- als auch bundesweit Impulse für die Entwicklungen sogenannter „Präventionsketten“, also kommunaler Gesamtpräventionsstrategien über verschiedene Altersspannen hinweg, geben. 

In der anschließenden Podiumsdiskussion mit Fachexperten aus dem Gesundheits-, Jugendhilfe- und Bildungssystem in Baden-Württemberg wurden zahlreiche Impulse für die Übertragbarkeit des PNO in andere Regionen und die Nachhaltigkeit des Projektes benannt. „Besonders bewährt hat sich die Verbindung einer kreisweiten Strategie der kommunalen Gesundheitsförderung mit den Qualifizierungsmaßnahmen der Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen und Schulen“, fasste Böttinger zusammen.  

Am Nachmittag konnten die Teilnehmenden in sechs verschiedenen Workshops sich austauschen und ihr Fachwissen vertiefen. 

Das PNO-Projekt läuft noch bis zum 31. Oktober 2018. Bis dahin wird entschieden, ob und in welcher Form die Präventionsstrategie dauerhaft im Landkreis verankert werden kann.