MRE-Netzwerk Ortenau informiert über die Wirkung von Antibiotika
Laut einer Befragung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) glauben 65 Prozent von 10 000 befragten Personen weltweit, dass Antibiotika gegen Erkältungen und Schnupfen helfen. Dr. Evelyn Kraus, stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamtes im Landratsamt Ortenaukreis und Koordinatorin des Netzwerkes zur Bekämpfung von Multiresistenten Erregern (MRE) gibt daher zu Bedenken: „Erkältungen oder auch grippale Infekte und selbst die Influenza werden durch Viren verursacht. Diese können nicht durch Antibiotika bekämpft werden. Antibiotika wirken nur gegen Bakterien und somit gegen Krankheiten, die bakteriell verursacht werden". Sie ergänzt, dass es ebenfalls ein Irrglaube sei, dass eine Gabe von Antibiotika die Krankheitsdauer eines grippalen Infektes verkürzen könne.
Im Zeitraum seit 2008 zeigt sich die Entwicklung der ambulanten Antibiotikaverordnungen in Baden-Württemberg rückläufig. Dennoch werden im Vergleich zu anderen Bundesländern bei den Erwachsenen zwischen 15 und 69 Jahren immer noch sehr viele Antibiotika verschrieben. „Die Einnahme von Antibiotika birgt jedoch Risiken. Sie unterscheiden nicht zwischen verschiedenen Bakterienarten“, so Kraus.
„Nehme ich ein Antibiotikum ein, dann zerstöre ich auch die guten, für den Körper wichtigen Bakterienstämme, zum Beispiel im Darm. Wir wissen zudem, dass Bakterien Resistenzen gegen diese Medikamente entwickeln können. Das führt dazu, dass es heute zunehmend schwieriger wird, bei bakteriellen Infektionen ein geeignetes Mittel zu finden, um diese zu behandeln“, erklärt Ulrich Geiger, niedergelassener Arzt und Vorsitzender der Kreisärzteschaft im Ortenaukreis.
Einige Patienten bleiben Träger der multiresistenten Bakterien. Für gesunde Menschen sind diese Keime unproblematisch. Sind sie jedoch an einer Infektion beteiligt, kann dies zu schwerwiegenden Problemen bei der Krankenversorgung sowie in der Alten- und Langzeitpflege führen. Insbesondere für frisch operierte, chronisch Kranke und immungeschwächte Personen kann die Keimträgerschaft ein hohes Risiko bedeuten. Daher sind resistente Keime eine große Herausforderung für das Gesundheitssystem.
Das MRE-Netzwerk Ortenau wurde 2014 gegründet, um eine verbesserte Zusammenarbeit in der Versorgung von Betroffenen zu erreichen. Das gilt insbesondere für den Übergang zwischen stationärer und ambulanter Versorgung. Im ersten Jahr wurden in verschiedenen Arbeitsgruppen Mindeststandards in der hygienischen Versorgung von Patienten sowie eine Patienteninformation erarbeitet. „Durch gezielte Maßnahmen sollen Informationen zu vorhandenen Befunden und bereits erfolgten Therapien an die nächsten Betreuenden weitergegeben werden. Dafür wurde beispielweise ein Überleitbogen eingeführt. So kann eine optimale Weiterversorgung der Patienten gewährleistet werden“, erläutert Dr. Evelyn Kraus.
Weitere Informationen erhalten Sie unter Politik & Verwaltung/Verwaltung/Sicherheit & Ordnung: Gesundheitsamt.