Kreistag stellt Weichen für die Zukunft des Landratsamts
Mehrheit beschließt Kauf des Burda Druckerei-Grundstücks als strategische Standortreserve
Der Kreistag des Ortenaukreises hat am Dienstagnachmittag dem Erwerb eines Grundstücks auf dem Burda-Areal („Alte Druckerei“) an der Kronenstraße in Offenburg mit deutlicher Mehrheit (79 Anwesende; 58 Ja-Stimmen, 20 Nein-Stimmen, 1 Enthaltung) zugestimmt. Mit dem Beschluss sichert sich der Kreis eine zentrale Fläche am Stadteingang von Offenburg für die langfristige Entwicklung des Landratsamts. Der Kaufpreis für das rund 16.000 Quadratmeter große Grundstück beträgt 11,5 Millionen Euro zuzüglich Kaufnebenkosten.
„Ich weiß, dass diese Entscheidung kein Selbstläufer war“, würdigte Erny die Entscheidung des Gremiums. „Umso mehr danke ich den Kreisrätinnen und Kreisräten für die Offenheit der Debatte und die Bereitschaft, über den heutigen Tag hinauszudenken. Weitsicht zeigt sich oft dort, wo man nicht den einfachen, sondern den richtigen Weg geht. Mit dieser Entscheidung schaffen wir die Grundlage, dass der Ortenaukreis auch in der Zukunft handlungsfähig bleibt – für unsere Bürgerinnen und Bürger ebenso wie für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“
Kein sofortiger Neubau – aber Planungssicherheit
Mit dem Beschluss geht es ausdrücklich nicht um einen kurzfristigen Start der Neubauplanungen, sondern um die Sicherung einer strategisch günstigen Fläche. Das Grundstück wird altlasten- und kampfmittelfrei übergeben; Abriss und Freilegung übernimmt der bisherige Eigentümer. Eine zeitliche Verpflichtung zur Bebauung besteht nicht.
„Derzeit fahren wir bei unserer angespannten Haushaltslage auf Sicht“, betonte Erny. „Aber es wäre kurzsichtig, diese einmalige Chance vorbeiziehen zu lassen. Wer eine sinnvolle Entwicklung will, braucht Optionen – und genau die haben wir uns heute gesichert.“
In der öffentlichen Debatte waren zuletzt Fragen zu Kosten, Bodenrichtwerten und möglichen Folgekosten aufgekommen. Die Verwaltung stellte klar: Der vereinbarte Kaufpreis entspricht den aktuellen Marktpreisen im Offenburger Süden. Zusätzliche Kosten für Leitungsverlegungen werden vom Verkäufer getragen. Auch Fördermittel aus der Städtebauförderung sind nicht an eine schnelle Bebauung gekoppelt. Der Kreistag hebt mit dem Beschluss zugleich einen Sperrvermerk im Haushalt auf. Die Finanzierung erfolgt aus eingeplanten Haushaltsmitteln und Resten – ohne neue Verpflichtungen für einen Bau. „Wir investieren nicht in Beton, sondern in Handlungsspielraum“, erklärte Landrat Erny. „Das ist verantwortungsvolle Politik in bewegten Zeiten.“
Das Landratsamt ist seit Jahren an seinem Hauptsitz in der Offenburger Badstraße mit erheblichem Sanierungsbedarf konfrontiert. Bereits frühere Prüfungen hatten gezeigt, dass eine grundlegende Erneuerung wirtschaftlicher sein kann als eine Sanierung im laufenden Betrieb. Außerdem sollen Immobilien, die der in Offenburg Kreis angemietet hat, langfristig aufgegeben und in einem Gebäude zentriert werden. Der heutige Beschluss des Kreistags schafft dafür eine langfristige Option, ohne bereits eine Bauentscheidung vorwegzunehmen.