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Datum: 21.03.2022

Weltwassertag widmet sich dem Grundwasser

Jürgen Mair, Leiter des Amts für Wasserwirtschaft und Bodenschutz des Ortenaukreises, informiert im Interview rund um den unsichtbaren Schatz

Seit 1992 rufen die Vereinten Nationen jährlich zum Weltwassertag auf, um an die Besonderheiten von Wasser als der essenziellsten Ressource allen Lebens zu erinnern. Jürgen Mair, Leiter des Amts für Wasserwirtschaft und Bodenschutz des Ortenaukreises, geht in einem Interview auf die Bedeutung und Nutzung des Grundwassers in der Ortenau ein und gibt Tipps, was jeder zu dessen Schutz tun kann.

Das Motto des diesjährigen Weltwassertags lautet: „Unser Grundwasser, der unsichtbare Schatz“. Warum glauben Sie, wurde dieses Motto gewählt?

Jeder von uns nutzt diesen Schatz täglich und mehrmals. Das fängt morgens beim Duschen und Zähneputzen an und endet abends bei der Toilettenspülung. Immer wenn wir den Wasserhahn aufdrehen, nutzen wir im Normalfall Grundwasser. Das ist hier für uns eine Selbstverständlichkeit. Nur selten macht man sich aber bewusst, welche Kostbarkeit wir hier besitzen, die geschützt werden muss.

Woher kommt denn das Grundwasser und wo finden wir es im Ortenaukreis?

Grundwasser ist ein Teil des natürlichen Wasserkreislaufs. Wenn es regnet, sickert das Wasser durch den Boden und den Untergrund bis in die sogenannten Grundwasserleiter. Das sind Gesteine, die Hohlräume aufweisen und daher geeignet sind, Grundwasser zu speichern und weiterzuleiten, wie zum Beispiel Kiesschichten. Auch Wasser, das aus Flüssen und Bächen versickert, wird im Boden zu Grundwasser.

Im Ortenaukreis befindet sich das Grundwasser in den Flussablagerungen der Schwarzwälder Flüsse – beispielsweise der Kinzig und in der Oberrheinebene. Gerade die Oberrheinebene stellt eines der größten Grundwasservorkommen in Mitteleuropa dar. Im Ortenaukreis sind hier bis zu über 100 Meter mit Grundwasser gefüllte Kiesschichten vorhanden. Diese werden mit meist ca. 20 Meter tiefen Brunnen angezapft.

In den Gemeinden des Schwarzwaldes werden in der Regel natürliche Quellen genutzt. Diese werden aus sogenanntem Kluftgrundwasser gespeist, welches sich in den Klüften und Störungen des festen Gesteins befindet.

Ist dieser Schatz wirklich unsichtbar?

Nein, dieser Schatz ist nicht unsichtbar, man muss nur genauer hinsehen. Im Schwarzwald tritt dieser Schatz in Form von Quellen zu Tage, in der Oberrheinebene können wir nach langhaltenden Regenereignissen auf den Äckern mancherorts Pfützen sehen. Oft handelt es sich dabei um Grundwasser, welches noch oben tritt. Und dann gibt es natürlich unsere zahlreichen regionalen Baggerseen in der Region. Auch diese sind mit Grundwasser gefüllt. Wir können somit sogar im Grundwasser schwimmen.

Wie wird das Grundwasser im Ortenaukreis genutzt?

Die Hauptnutzungen ist eindeutig die Nutzung als Trinkwasser. Im Ortenaukreis verbraucht jeder Einwohner durchschnittlich täglich 124 Liter. Das sind jährlich ca. 20 Millionen Kubikmeter, also in etwa so viel wie 8800 olympische Schwimmbecken.

Wir nutzen Grundwasser aber nicht nur als Trinkwasser, sondern auch in der Industrie, wie beispielsweise zur Kühlung oder für Produktionszwecke. Hierbei wird mittels Wärmepumpen Grundwasser zum Heizen und Kühlen von Gebäuden genutzt. Auch für die Bewässerung von landwirtschaftlichen Flächen wird vom Grundwasser Gebrauch gemacht.

Neben der direkten Nutzung von Grundwasser für menschliche Zwecke spielt das Grundwasser für die Pflanzenwelt eine wesentliche Rolle: Es ist deren Lebensader, denn der Wasserbedarf vieler Pflanzen wird durch oberflächennahes Grundwasser gedeckt.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für das Grundwasser in den nächsten Jahren?

Eine sehr große Herausforderung ist sicherlich der Klimawandel. Wir wissen noch nicht genau, wie stark sich das im Einzelnen zeigen wird und was das genau für die Grundwassermenge heißen wird. Studien zeigen aber, dass wir zum einen längere Trockenphasen haben werden, zum anderen werden Starkregenereignisse zunehmen. Schon jetzt sehen wir, dass Quellschüttungen zurückgehen und der Bedarf an landwirtschaftlicher Bewässerung steigt.

Eine der wichtigsten Aufgaben für uns alle ist und bleibt es, das Grundwasser vor Schadstoffeinträgen zu schützen. Ziel ist es, die Grundwasserqualität so zu erhalten, dass wir unseren Nachkommen denselben Wasserschatz hinterlassen, den wir vorgefunden haben.

Noch heute lassen sich Pflanzenschutzmittel im Grundwasser finden, die seit 30 Jahren nicht mehr verkauft werden. Da zeigt sich, dass das Grundwasser ein sehr langes Gedächtnis hat und Schadstoffeinträge Auswirkungen über Jahrzehnte haben können.

Was kann jeder einzelne von uns tun, um unseren Grundwasserschatz zu bewahren?

Konkrete Maßnahmen, die wir in Haus und Garten zum Schutz des Grundwassers ergreifen können, gibt es viele. Grundsätzlich gilt es, Schadstoffeinträge zu verhindern. Entsorgen Sie zum Beispiel alte Medikamente sowie Reiniger, Öle, Farben und Lösungsmittel fachgerecht und nicht über die Toilette. Manche Inhaltsstoffe können in Kläranlagen nicht zurückgehalten werden und landen daher in Flüssen und später im Grundwasser. Außerdem sollte sparsam mit dem Trinkwasser umgegangen werden. Auch hier gibt es zahlreiche Möglichkeiten – vom Einsatz von wassersparenden Armaturen bis zum Verzicht auf das sommerliche Rasensprengen.

Bildnachweis: Landratsamt Ortenaukreis

Jürgen Mair, Amtsleiter des Amts für Wasserwirtschaft und Bodenschutz des Ortenaukreises



Bildnachweis: Landratsamt Ortenaukreis

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