Treffen in Selbsthilfegruppen wieder möglich
Im Ortenaukreis sind über 200 Gruppen aktiv. Eine Kontaktstelle beim Landratsamt unterstützt und koordiniert ihre Arbeit.
Im Ortenaukreis sind aktuell über 200 Selbsthilfegruppen aktiv. Mehr als 6000 Betroffene und Angehörige engagieren sich darin für eine Verbesserung ihrer Situation. Von A wie Allergie, über D wie Depression, hin zu K wie Krebs oder T wie Trauer sind zahlreiche und vielschichtige Erkrankungen und Themen in Arbeit. Die Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen des Ortenaukreises bietet dafür Unterstützung und Koordination.
„Es braucht Strukturen, die die Zugangswege zur Selbsthilfe erleichtern, es braucht fachliches „Know how“ und logistische Unterstützung, auf die die Gruppen und interessierte Menschen zurückgreifen können, und es braucht eine gruppenübergreifende Öffentlichkeits- und Vernetzungsarbeit für die Region. Dies leistet unsere Kontaktstelle seit nunmehr drei Jahrzehnten erfolgreich“, so Ullrich Böttinger, Leiter des Amtes für Soziale und Psychologische Dienste im Landratsamt. Die Kontaktstelle stehe für die kontinuierliche Förderung der Selbsthilfegruppenarbeit im Landkreis.
Sehr oft ermöglichten laut Böttinger Selbsthilfegruppen einen beträchtlichen Gewinn an Lebensqualität und Selbstvertrauen für jeden einzelnen, der sich in einer Selbsthilfegruppe engagiert. In der Gruppe könnten Probleme besser bewältigt werden. Die Selbsthilfegruppen entlasteten damit nebenbei das professionelle Versorgungssystem.
Das Engagement in einer Selbsthilfegruppe bedeute aber auch viel Beziehungsarbeit, intensive Aufarbeitung und zahlreiche Gespräche. „Die sozialen Kontakte spielen eine zentrale Rolle; Begegnung, menschliche Wärme und Gemeinschaft sind hier unabdingbar, so Héctor Sala von der Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen. „Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Kontaktbeschränkungen haben deshalb auch die Selbsthilfegruppen vor sehr große Herausforderungen gestellt. Gruppentreffen mussten ausfallen, persönliche Treffen waren nicht mehr möglich.“
„Wie kann die Verbindung gehalten, wie eine völlige soziale Isolation vermieden werden? Viele Telefonate oder Mails von Gruppenvertretern haben uns in dieser Zeit hierzu erreicht“, berichtet Sala. Das Team der Kontaktstelle habe alternative Kommunikationsmöglichkeiten wie beispielsweise Video-Konferenzen, Messenger-Chats oder auch die klassische Telefonkette zu einem Info-Paket zusammengestellt, Anleitungen hierzu formuliert und dieses an alle Gruppen geschickt. Ein Ersatz für die persönliche Begegnung sei es natürlich nicht gewesen. „Dennoch haben wir eine vorübergehende Möglichkeit geschaffen, die Verbindung untereinander nicht ganz abreißen zu lassen,“ so Sala weiter. Seit Ende Mai seien Gruppentreffen unter bestimmten Voraussetzungen wie Abstand, Hygiene, Mund- und Nasenschutz wieder möglich. Die Nachricht habe bei den Selbsthilfegruppen für große Erleichterung und Freude gesorgt.
Hintergrund:
Selbsthilfegruppen sind ein wichtiger und unverzichtbarer Bestandteil der gesundheitlichen Versorgung. Fachleute sprechen mittlerweile von der vierten Säule des Gesundheitssystems, einer Laienbewegung, die aus der eigenen Betroffenheit entstanden ist. Im politischen Raum hat Selbsthilfe mit den Jahren an Einfluss gewonnen. Die Beteiligung bei sozial- und gesundheitspolitischen Diskussionen ist deutlich gewachsen.
Die Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen im Ortenaukreis wurde 1989 im damals noch staatlichen Gesundheitsamt Offenburg gegründet und kam 1995 im Zuge der Eingliederung des Gesundheitsamtes in die Kreisverwaltung zum Landratsamt Ortenaukreis. Dort wurde sie als Teil der Gesundheitsförderung im Sozialdezernat beim Amt für Soziale und Psychologische Dienste angesiedelt. Bewährt hat sich dies vor allem durch die Nähe zu den ebenfalls im Sozialdezernat angesiedelten Diensten und Planungsaufgaben, wie beispielsweise der Suchthilfekoordination, der Altenhilfekoordination, der Jugendhilfeplanung, den kreiseigenen Psychologischen Beratungsstellen und den Sozialpsychiatrischen Diensten. Über 6.000 Menschen sind im Kreis in 215 Selbsthilfegruppen organisiert. An der Gründung von 160 Gruppen war die Kontaktstelle aktiv beteiligt. Das Spektrum reicht von chronischen Krankheiten, dem Suchtbereich, der seelischen Gesundheit bis zum Thema Familie.
Wer eine Selbsthilfegruppe sucht oder eine Gruppe gründen will, kann sich an Héctor Sala, Tel 0781 805 9771, E-Mail hector.sala@ortenaukreis.de wenden. Weitere Infos sind im Internet auf der Homepage www.selbsthilfe-ortenau.de zu finden.