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Datum: 15.09.2021

Traditioneller Maisfeldtag in Orschweier lockt 200 Besucher an

Landwirtschaftliche Betriebe interessieren sich für schonende Anbaumethoden

Rund 200 interessierte Landwirtinnen und Landwirte lockte vergangene Woche der traditionelle Versuchsfeldtag der Landwirtschaftsämter des Ortenaukreises und des Landkreises Emmendingen in Mahlberg-Orschweier an. Nachdem Anfang Juni erstmals seit 2019 wieder Begehungen mit dem Schwerpunkt Getreide unter Beachtung der gültigen Corona-Bedingungen stattfanden, hatten nun Mais- und Sojabohnenanbaubetriebe die Gelegenheit, sich vor Ort über die aktuellen Ergebnisse von Sorten- und Pflanzenschutzversuchen zu informieren und sich mit den Fachvertretern der Landwirtschaftsämter sowie Berufskolleginnen und -kollegen auszutauschen.

Die Resonanz auf die Einladung zum Feldtag war enorm – fast alle Führungstermine waren ausgebucht. „Dies zeigt, dass unsere landwirtschaftlichen Betriebe großes Interesse an schonenden Anbaumethoden haben und beim integriertem Pflanzenschutz, in der Sortenwahl und Wirtschaftlichkeit auf dem neuesten Stand sein wollen“, freute sich Diana Kohlmann, Dezernentin für Ländlichen Raum des Ortenaukreises.

Arno Zürcher, der Leiter des Amts für Landwirtschaft des Ortenaukreises, warf in seinem Grußwort zunächst einen Blick zurück auf die abgeschlossene Getreideernte, die trotz verschiedener Wetterkapriolen insgesamt ordentliche Erträge bescherte: „Die Landwirtschaft wird sich weiter immer neuen Herausforderungen stellen müssen“, so Zürcher und nannte besonders die Umsetzung neuer rechtlicher Vorgaben etwa im Biodiversitätsstärkungsgesetz. „Das Amt für Landwirtschaft unterstützt die Landwirtinnen und Landwirte dabei nach Kräften“, betonte er und wies darauf hin, dass die Beraterinnen und Berater stets für Fragen zur Verfügung stehen.

Bevor die Teilnehmenden im Rahmen von Führungen durch die Pflanzenproduktionsberater Volker Heitz und Carina Köninger vom Landratsamt Ortenaukreis sowie Michael Hönig und Ulf Lange vom Landratsamt Emmendingen verschiedene Landessortenversuche und Wertprüfungen sowie Versuche zur Optimierung bzw. Minimierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln erläuterten, stellte Sebastian Fricker, Sachgebietsleiter Landwirtschaftliche Produktion im Landwirtschaftsamt des Ortenaukreises, das Prinzip des zentralen Versuchsfelds vor. So finden auf den Flächen des Betriebs von Martin Anselm in Orschweier jährlich auf rund fünf Hektar pflanzenbauliche Versuche auf rund 1.100 Einzelparzellen statt, die von den Landwirtschaftsämtern des Ortenaukreises und des Landkreises Emmendingen betreut werden. „Um Informationen über Sorteneigenschaften und produktionstechnische Fragen wie Düngung und Pflanzenschutz zu bekommen, werden die wichtigsten ackerbaulichen Kulturen nach bestimmten versuchstechnischen Bedingungen angebaut“, so der Experte. Dabei werden beispielsweise neben chemischer Unkrautbekämpfung in Sojabohnen und Mais auch rein mechanische Unkrautbekämpfungsverfahren wie Striegel und Hacke getestet. „Hintergrund ist die in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2030 geforderte Reduktion des Einsatzes chemischer Pflanzenschutzmittel um 50 Prozent, was wir natürlich aktiv in der Beratung unserer landwirtschaftlichen Betriebe voranbringen wollen“, erläutert Fricker. Für eine wirksame mechanische Unkrautbekämpfung spiele die Witterung eine entscheidende Rolle, weil die Flächen in der Regel auch öfter bearbeitet werden müssen. Und das wiederum gehe nur bei ausreichend langen Regenpausen.

„Die Maisbestände haben sich in diesem Jahr sehr gut entwickelt, dementsprechend gut sind die Ertragsaussichten“, stellte der Sachgebietsleiter fest. Allerdings liege die Temperatursumme, eine wichtige Kennzahl für die Reife der Maisbestände, dieses Jahr noch deutlich hinter der aus den Vorjahren. Deshalb könne der Mais erst relativ spät geerntet werden. „Die starken Schwankungen bei Niederschlag und Temperatur bedeuten für die Landwirtinnen und Landwirte in Zukunft eine noch größere Herausforderung hinsichtlich Anbauplanung, Sortenwahl und Bodenbearbeitung“, sagte Fricker.

Ergänzt wurden die Führungen durch die Ausführungen von Wasserschutzgebietsberater Martin Mannßhardt, der die Vorgaben der Düngeverordnung zur Aussaat im Herbst und nach der Ernte praxisgerecht erläuterte. Daneben bestand die Möglichkeit, sich an den zahlreichen Informationsständen landwirtschaftlicher Industrie- und Handelsfirmen über deren aktuelle Produkte zu informieren und auszutauschen.

Hintergrundinformationen Versuchsfeld Orschweier
Das Zentrale Versuchsfeld Südliche Rheinebene Mahlberg-Orschweier ist seit 17 Jahren eines von elf pflanzenbaulichen Versuchsfeldern des Landes Baden-Württemberg. Es ist repräsentativ für die Gebiete von Lörrach bis Rastatt. Der Versuchsstandort Mahlberg-Orschweier ist als „bessere Rheinebene“ ausgewiesen. Aufgrund geologischer und klimatisch günstiger Gegebenheiten ist hier der Anbau aller Ackerbau- und Sonderkulturen möglich.

Am umfangreichsten und am wichtigsten für die Region sind die Maisversuche mit insgesamt 81 Sorten, darauf folgen der Winterweizenversuch mit 42 Sorten, Sojabohnen mit 35 Sorten, Wintergerste mit 39 Sorten, Ackerbohnen mit 22 Sorten sowie weitere Versuche mit den Kulturen Erbsen und Sommergerste. Für Landwirtschaft, Pflanzenzucht, die Fachschule für Landwirtschaft, die Pflanzenschutzindustrie, den Landhandel und die Genossenschaften ist das Versuchsfeld Orschweier eine interessante und wichtige Informationsquelle in allen Fragen rund um Pflanzenbau und -schutz.

Rund 750 Besuchende besichtigen im Lauf eines Jahres die Versuche. Die Versuchsplanung und -koordination sowie die maschinen- und gerätetechnische Versuchsbetreuung erfolgt durch das Landwirtschaftliche Technologie Zentrum (LTZ) Augustenberg in Karlsruhe. Betreut werden diese durch die Landwirtschaftsämter an den Landratsämtern des Ortenaukreises und des Landkreises Emmendingen; dies umfasst Pflegearbeiten, Bonituren, also fachkundige Beurteilungen, und Auswertungen. Der Betrieb Martin Anselm ist für die Bodenbearbeitung und Teile der Pflegearbeiten verantwortlich.

Hintergrundinformationen: Neue Getreidesorten
Damit eine neue Sorte vermarktet werden kann, muss sie neben der Registerprüfung zusätzlich die sogenannte Wertprüfung erfolgreich durchlaufen, um eine Zulassung zu erhalten. Die Wertprüfung dauert je nach Fruchtart in der Regel zwei bis drei Jahre. Mit ihrer Hilfe wird vom Bundessortenamt in Hannover der landeskulturelle Wert der neuen Sorte ermittelt (engl. VCU: value for cultivation and use). Dieser ist gegeben, wenn die Sorte in ihren wesentlichen Anbau- und Verwertungseigenschaften eine Verbesserung gegenüber allen bereits zugelassenen Sorten erkennen lässt. Für neue Gemüse-, Zierpflanzen- und Rasensorten ist dies nicht erforderlich.