Ortenaukreis will Inklusion und Barrierefreiheit weiter voranbringen
Kommunale Inklusionsvermittler sollen in Städten und Gemeinden zum Einsatz kommen / Anmeldung bis Ende April möglich
Der Ortenaukreis will die Inklusion und Barrierefreiheit in den Städten und Gemeinden im Landkreis durch den Einsatz Kommunaler Inklusionsvermittler (KIV) weiter voranbringen. Im Rahmen des vom Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg geförderten Projekts sollen die Inklusionsvermittler als direkter Ansprechpartner und Fürsprecher für die Belange von Menschen mit Einschränkungen vor Ort in den Kommunen agieren. Bei einer digitalen Kick-Off-Veranstaltung mit zahlreichen interessierten Vertreterinnen und Vertretern aus den Städten und Gemeinden fiel vergangene Woche der Startschuss für das neue Programm.
„Seit Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention sind Kommunen gesetzlich verpflichtet, die Teilhabemöglichkeiten von Menschen mit Behinderungen deutlich zu verbessern. Dem Ortenaukreis ist es ein wichtiges Anliegen, diesem berechtigten Anspruch gerecht zu werden – immerhin leben über 35.000 Personen mit einer Schwerbehinderung im Landkreis und auch die Zahl älterer Menschen mit eingeschränkter Mobilität nimmt zu“, erklärte Sozialdezernent Georg Benz. Daher freue er sich über das rege Interesse und darüber, dass zahlreiche Bürgermeisterinnen und Bürgermeister das Thema Inklusion zur Chefsache machen wollen. Ziel des Einsatzes von Inklusionsvermittlern müsse es sein, bestehende Hürden abzubauen und neue erst gar nicht entstehen zu lassen.
Auch Anita Diebold, seit 2016 Kommunale Behindertenbeauftragte des Ortenaukreises, sah im Start des Projekts ein positives Signal: „Der Einsatz von KIV als ‚Kümmerer‘ in der jeweiligen Stadt oder Gemeinde ist eine gute, ergänzende Möglichkeit, um den Inklusionsprozess im ganzen Kreis weiterzuentwickeln. Sie kennen die Begebenheiten vor Ort, wissen um bestehende Barrieren und fungieren als Schnittstelle zwischen betroffenen Personen und der Verwaltung“, so Diebold.
Wie wertvoll diese Arbeit sein kann, bestätigten auch Barbara Starz, Dezernentin der Personal- und Hauptverwaltung der Stadt Breisach, sowie Barbara von Greve, KIV in Schallstadt, die über ihre Erfahrungen in Pilotprojekten berichteten. Neben der Sensibilisierung der Öffentlichkeit sei es vor allem auch wichtig, ein Bewusstsein in ganz konkreten Handlungsfeldern wie etwa in der Bauverwaltung, in den Schulen und Kindertagesstätten zu schaffen.
„Barrierefreiheit ist eine äußerst komplexe Aufgabe, denn sie wirkt sich auf alle Lebensbereiche aus – angefangen bei der Infrastruktur, dem Bauen und der Digitalisierung über die Arbeit, die Freizeit und die Gesundheit bis hin zur Kommunikation“, so Diebold. Zudem seien weitaus mehr Menschen beeinträchtigt als uns oft bewusst sei. „Inklusion wird daher eines der zentralen Zukunftsthemen sein, nicht zuletzt vor dem Hintergrund einer älter werdenden Gesellschaft“, so Diebold
Das Projekt KIV wird für vier teilnehmende Landkreise vom Ministerium für Soziales und Integration landesweit mit insgesamt 100.000 Euro gefördert. Welche Ressourcen die teilnehmenden Gemeinden aufbringen, bestimmen diese selbst. Der KIV soll ganz nach den Bedürfnissen der Gemeinde fungieren, ob als ehrenamtlich oder geringfügig beschäftigte Person oder in einer Festanstellung. Hilfestellung erhalten Kommunen und Inklusionsvermittler von der Behindertenbeauftragten des Ortenaukreises und von dem Netzwerk, das sie im Rahmen des Projekts organisieren wird. Der Ortenaukreis setzt das Vorhaben mit der Akademie Himmelreich in Kirchzarten und der Beratungsgesellschaft 1-a-Zugang in Gärtringen als Projektträger um. Im Projektzeitraum werden die KIV unter anderem zu den gesetzlichen Grundlagen zur Inklusion und Barrierefreiheit, zur Bedeutung der Gemeindeordnung sowie für die Übernahme einer Beratungstätigkeit geschult. Bis Ende April 2021 können interessierte Verwaltungen ihre Beteiligung noch zusagen. Bei Fragen und zur Anmeldung steht Anita Diebold unter Telefon 0781 805 9257 oder E-Mail an anita.diebold@ortenaukreis.de zur Verfügung.