Ortenaukreis und Département Bas-Rhin kooperieren beim Kinderschutz
Gemeinsame Pressemitteilung des Ortenaukreises und des Départements Bas-Rhin
Der Ortenaukreis hat gemeinsam mit dem französischen Département Bas-Rhin das Kinderschutzprojekt „Alterna - Innovationen und Alternativen zur Fremdunterbringung über Grenzen hinweg“ auf den Weg gebracht.Ziel des Projektes ist die Entwicklung binationaler Kompetenzen, um bei grenzüberschreitenden Kinderschutzfällen bessere Lösungen für die betroffenen Familien erarbeiten zu können. Das Projekt wird von der EU über das Interreg-Programm für eine Zusammenarbeit über Grenzen hinweg mit rund 40.000 Euro gefördert. Das Euro-Institut in Kehl wird das Projekt als Träger über die Dauer seiner Laufzeit von Herbst dieses Jahres bis Herbst 2021 koordinieren.
Landrat Frank Scherer: „Die Corona-Pandemie stellt uns alle vor enorme Herausforderungen, besonders gefordert waren und sind Familien, die während des Lockdowns weitestgehend auf ihre Grundversorgung mit Bildung und Betreuung verzichten mussten und gleichzeitig Home-Schooling, Home-Office, Kleinkindbetreuung und Haushalt zu organisieren hatten. Mit diesen Belastungen hatten deutsche wie französische Familien gleichermaßen zu kämpfen. Deshalb ist es gerade mit Blick auf den Kinderschutz wichtig, dass die Jugendämter auf beiden Rheinseiten die jeweiligen Kinderschutzstrukturen kennen, um bei grenzüberschreitenden Fällen im Ernstfall schnell reagieren zu können und sich nicht erst im fremden System zurechtfinden zu müssen“, betont der Landrat. Das bestätigt auch Heiko Faller, Leiter des Jugendamts des Ortenaukreises: „Für Kinderschutzexperten, die im grenzüberschreitenden Kontext arbeiten, ist es unabdingbar, die Strukturen in beiden Ländern zu kennen und durch den Austausch den spezifischen kulturellen Kontext kennen zu lernen sowie die eigenen Praktiken zu reflektieren.“
„Eines der Themen des Alterna-Projekts betrifft die Fremdunterbringung von Kindern, die in Obhut des Départements oder des Ortenaukreises genommen werden und welche Alternativen hierzu vorhanden sind. Diese Fragestellung ist im deutsch-französischen Kontext besonders interessant, da beide Länder unterschiedliche Herangehensweisen, Angebote und Maßnahmen verfolgen. Aus diesem Grund können sie voneinander lernen und gemeinsame Lösungen erarbeiten“ betont der Präsident des Départements Bas-Rhin Frédéric Bierry.
Auch die Hochschulen für Sozialarbeit in Strasbourg (ESEIS) und Freiburg (EH) beteiligen sich an dem Projekt. „Die Maßnahme soll Fachkräften des Kinderschutzes im Jugendamt und den Erziehungs- und Beratungsstellen nicht nur Wissen und Praktiken über das Nachbachland vermitteln, sondern auch eine wissenschaftliche Analyse zum Thema Fremdunterbringung und Alternativen hierzu im grenzüberschreitenden Kontext bieten“, erläutert Faller.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen des Kinderschutzverfahrens mit seinen verschiedenen Präventionsstufen sollen in einer zweisprachigen Broschüre für Familien veröffentlicht werden, die Angebote und Maßnahmen auf beiden Seiten des Rheins zusammenführt. „Dieses Projekt kommt den Fachämtern, Eltern und den Vereinen auf beiden Rheinseiten zu Gute. Es wird allen Beteiligten sowohl eine Übersicht der existierenden Angebote und Maßnahmen, als auch praktisches Werkzeug für den Arbeitsalltag liefern“, so Faller.
Hintergrund-Informationen:
Das Département Bas-Rhin ist mit 1,1 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Gebiet in der neuen Region Grand Est, das sich auf 4755 Quadratkilometern erstreckt. Zwischen Vogesen und Rhein gelegen, reicht das Gebiet nördlich an das Bundesland Rheinland-Pfalz und südlich bis zur Gemeinde Marckolsheim. Die Zuständigkeiten des Départements liegen seit der Gebietsreform in Frankreich schwerpunktmäßig im Bereich Soziales, Bildung und Sport, Kultur und Tourismus sowie Infrastrukturmaßnahmen.
Der Ortenaukreis ist mit 1.861 Quadratkilometern der größte Landkreis Baden-Württembergs mit über 430.000 Einwohnern. Im Westen bildet der Rhein die über 60 Kilometer lange Grenze zu Frankreich und zum Département Bas-Rhin, im deutschen Sprachgebrauch auch Unterelsass genannt; im Osten erstreckt sich das Kreisgebiet bis in die Höhenlagen des Schwarzwalds. Die Zuständigkeiten des Landkreises reichen von Infrastrukturen über Soziales, Ländlicher Raum, Sicherheit und Ordnung bis zu Gesundheit und Umwelt.