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Datum: 16.02.2022

Mehr Hilfe für Kinder suchtkranker oder psychisch erkrankter Eltern

Der Ortenaukreis unterstützt den Ausbau und den Fortbestand spezieller Kinder- und Jugendgruppen

Der Ortenaukreis fördert ab 1. Januar 2022 kreisweit sechs Unterstützungsgruppen für Kinder von Eltern, die psychisch erkrankt sind oder eine Suchterkrankung haben. Zukünftig sollen in den Bereichen Acher-/Renchtal, Lahr/Kinzigtal und Offenburg/Kehl je eine Kinder- und eine Jugendgruppe mit jährlich bis zu 25.000 Euro pro Gruppe finanziell unterstützt werden.

„Diese Förderung ist absolut notwendig und sinnvoll. Kinder erkrankter Eltern unterliegen einem erhöhten Risiko, selbst psychisch zu erkranken oder eine Suchterkrankung zu entwickeln. Wir wollen diesen Kindern helfen und Vorsorge treffen, bevor die Kinder Auffälligkeiten zeigen, etwa in der Schule oder Kita“, erklärte Landrat Frank Scherer in der Sitzung des Sozialausschusses des Ortenaukreises am Dienstagnachmittag.  Dazu werden sich Fachkräfte mit den Kindern und Jugendlichen regelmäßig treffen, um ihre psychische Widerstandskraft zu stärken. Um möglichst viele der gefährdeten Kinder zu erreichen, könnten auch Kinder, deren Eltern stark psychisch belastet sind, in die Gruppen aufgenommen, auch wenn keine psychische Erkrankung diagnostiziert wurde, erläuterte Sozialdezernent Heiko Faller.

„Sowohl im Bereich Offenburg/Kehl als auch in Achern leisten die schon existierenden Gruppen des Baden-Württembergischen Landesverbands für Prävention und Rehabilitation, der Caritas Offenburg/Kehl und der Diakonie Achern in Kooperation mit der Fachklinik Fischerhaus Gaggenau bereits wertvolle Arbeit“, so Faller. Der Kreis wird nach dem einstimmigen Beschluss des Sozialausschusses diese Gruppen stärker unterstützen und bisher noch nicht geförderte Gruppen in die Förderung aufnehmen, um ihren Fortbestand zu sichern. Außerdem will er zukünftig flächendeckend Angebote ermöglichen: „Wir möchten die Gruppenangebote räumlich im Kreis so platzieren, dass prinzipiell alle Kinder eine Chance haben teilzunehmen“, so Faller. „Deshalb haben wir die Planungsbereiche Acher-/Renchtal, Lahr/Kinzigtal und Offenburg/Kehl gebildet. Im Bereich Lahr/Kinzigtal, wo bisher ein solches Angebot fehlt, werden wir mit möglichen Trägern ins Gespräch gehen, mit dem Ziel, auch dort eine Kinder- und eine Jugendgruppe zu den Förderbedingungen zu etablieren.“

Die Gruppen werden laut Faller von je zwei mit der Zielgruppe erfahrenen Fachkräften geleitet. Die pädagogische und therapeutische Arbeit bei den regelmäßigen Treffen habe zum Ziel, die sozialen Kompetenzen der Kinder zu fördern, die Kinder und ihre Familien zu entlasten, Wissen über die Erkrankung und Selbsthilfestrategien zu vermitteln, die Kinder beim Wahrnehmen eigener Interessen zu unterstützen und sie über Hilfsangebote zu informieren. Die Kinder sollen Vertrauen fassen und eine verlässliche Beziehung zu den Gruppenleitungen aufbauen, so dass sie den Mut haben, über ihr eigenes Befinden und die familiäre Situation zu sprechen und Unterstützungsangebote anzunehmen. Ein Fahrdienst werde die Kinder zuhause abholen und wieder nach Hause bringen. Dieser Fahrdienst ermögliche nicht nur allen Kindern die Teilnahme, sondern auch den für den Erfolg wichtigen Kontakt zu den Eltern.

Ein weiteres zentrales Angebot zur Unterstützung von Kindern psychisch erkrankter Eltern soll die Einrichtung von Patenschaften werden. Die betroffenen Kinder und Jugendlichen sollen dabei eine sichere, wenn möglich langjährige Beziehung, zu einem gesunden Erwachsenen entwickeln können. Die Zeit miteinander soll mit sinnvollen und angenehmen Aktivitäten gefüllt werden. „Wir werden dazu ein detailliertes Konzept entwickeln“, erklärte Faller.