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Datum: 18.08.2021

Fachkräfte der Psychologischen Beratungsstellen sind auch Expertinnen in Kinderschutzfragen
Anspruch auf Beratung zur Einschätzung einer Kindeswohlgefährdung wird zunehmend genutzt

In jährlich über 2500 Fällen unterstützen die über 40 Fachkräfte in den fünf Psychologischen Beratungsstellen (PB) in Achern, Haslach, Kehl, Lahr und Offenburg Kinder, Jugendliche, Eltern und weitere Bezugspersonen bei individuellen und familienbezogenen Problemlagen, Belastungen und Konflikten. „Die Psychologischen Beratungsstellen stellen einen wesentlichen Grundpfeiler der Jugendhilfe im Ortenaukreis dar“, so Ullrich Böttinger, Leiter des Amts für Soziale und Psychologische Dienste des Ortenaukreises. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Beratung und Unterstützung in Trennungs- und Scheidungsfragen. Alle Eltern, Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis zum 21., in Ausnahmefällen bis zum 27. Lebensjahr können die Beratungsstellen direkt und kostenfrei in Anspruch nehmen. „Trotz der stetig steigenden Inanspruchnahme wird versucht Wartezeiten möglichst kurz zu halten, in akuten Krisensituationen werden sofort Termine vergeben. Auch Kinder und Jugendliche können die Beratungsstellen direkt aufsuchen“, so Böttinger weiter.

Kennzeichnend für die Arbeit der PB sind die multiprofessionellen Fachteams mit den Fachrichtungen der Psychotherapie und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie, Psychologie, Sozialen Arbeit und Heilpädagogik, jeweils mit vielfältigen beraterischen und therapeutischen Zusatzqualifikationen. „Die Kolleginnen und Kollegen weisen ein hohes Fachwissen auf, was in Kombination mit vielfältigen Unterstützungsangeboten passgenaue Hilfen ermöglicht“, so der Amtsleiter. Im Einzelfall gibt es Termine sowohl für einzelne Kinder und Jugendliche, für Eltern als auch für ganze oder Teilfamilien. Zusätzlich gibt es Gruppenangebote. Alle Angebote sind freiwillig, kostenfrei und stehen unter Schweigepflicht. Bei Bedarf und bei vorliegendem Einverständnis der Eltern können auch Kindertageseinrichtungen, Schulen und weitere Institutionen in die Beratungen einbezogen werden.

„Eltern, Kinder und Jugendliche suchen dieses leicht zugängliche Angebot an Diagnostik, Beratung und Behandlung im Rahmen eines erzieherischen Kontextes gerne auf. Eine aktuelle wissenschaftliche Studie hat nachgewiesen, dass Eltern und junge Menschen durch Erziehungsberatung besser mit belastenden Situationen umgehen können und sich ihre psychische Gesundheit verbessert“, erläutert Böttinger. „Auch Fachkräfte zahlreicher Institutionen nehmen die hohe Fachkompetenz der Beratungsstellen sowohl im Kinderschutz wie auch in der Prävention immer stärker in Anspruch.“

In ihren vielfältigen Aufgabenbereichen sind die Mitarbeiterinnen der PB auch Fachkräfte für Kinderschutz. In immer komplexer werdenden Problemlagen gilt es Kinder, Jugendliche und Familien zu unterstützen, aber auch Anhaltspunkte für mögliche Gefährdungen des Kindeswohls erkennen und sicher einschätzen zu können. Die Beratungsstellen können dann selbst geeignete Maßnahmen zur Abwendung der Gefährdung durchführen, sofern diese geeignet und die Eltern zur Mitwirkung bereit sind.

Darüber hinaus sind in jeder der fünf Psychologischen Beratungsstellen im Ortenaukreis mehrere Fachkräfte als sogenannte „insoweit erfahrene Fachkräfte (IeF)“ durch Zusatzqualifizierungen spezifisch für Fragen des Kinderschutzes und das Einschätzen möglicher Kindeswohlgefährdungen ausgebildet. Alle Personen, die bei ihrer beruflichen Tätigkeit mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben wie etwa Erzieherinnen, Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter, Ärzte, Psychotherapeuten oder Hebammen haben einen Rechtsanspruch auf eine solche Beratung. Aber auch alle anderen Personen, die haupt- oder nebenamtlich mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, wie in Vereinen oder Betrieben, haben diesen Anspruch und können sich jederzeit an die erfahrenen Fachkräfte wenden, um sich kostenfrei bei der Einschätzung einer möglichen Kindeswohlgefährdung beraten zu lassen. Die Beratung findet telefonisch oder persönlich in anonymisierter Form statt, so dass keine persönlichen Daten möglicherweise betroffener Kinder und Jugendlicher preisgegeben werden müssen. Es sind ein oder mehrere Termine möglich, bei denen weitere Handlungs- und Unterstützungsmöglichkeiten sowie konkrete nächste Schritte besprochen werden können. Nicht immer muss das der Weg zum Jugendamt sein, denn vielfach handelt es sich auch um vorübergehende Belastungen oder Konfliktsituationen, für die zahlreiche geeignete Unterstützungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.

„Viele Fachleute aus Einrichtungen, Praxen oder Betrieben nehmen dieses Angebot gerne an. Sie sehen es als Unterstützung zur Abklärung. Aus anfänglicher Unsicherheit kann mehr Klarheit und Handlungssicherheit entstehen. Die Inanspruchnahme ist in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen und hat unter den Folgen der Corona Pandemie nochmals zugenommen“ so Ullrich Böttinger.

Aktuell finden jährlich bis zu 200 solcher Beratungen statt. Gegen Ende des vergangenen Jahres war ein nochmaliger Anstieg deutlich erkennbar, der sich auch im laufenden Jahr 2021 weiter fortsetzt. Die „insoweit erfahrenen Fachkräfte“ sind damit ein wesentlicher Baustein geworden, um Kindeswohlgefährdungen frühzeitig erkennen und geeignete Maßnahmen zum Schutz der Kinder und Jugendlichen in die Wege leiten zu können.

Die Psychologischen Beratungsstellen für Eltern, Kinder und Jugendliche im Ortenaukreis sind unter folgenden Rufnummern telefonisch erreichbar:

PB Achern Telefon: 07841 60484400

PB Haslach Telefon: 07832 999550

PB Kehl Telefon: 07851 899740

PB Lahr Telefon: 07821 91570

PB Offenburg Telefon: 0781 790120