Entwicklung bei der Tuberkulose in der Ortenau
Bis 2012 waren die Tuberkulose-Fallzahlen in der Ortenau rückläufig. „Inzwischen haben wir wieder einen deutlichen Anstieg von Verdachtsfällen und bestätigten Erkrankungen zu verzeichnen“, informiert Dr. Thomas Wolf, Leiter der Umwelt- und Infektionshygiene beim Gesundheitsamt des Ortenaukreises. Waren es 2012 noch 13 bestätigte Fälle, lag die Zahl der Neuansteckungen 2015 bei 22, in 48 Fällen gab es einen Verdacht auf eine Tuberkulose-Erkrankung, die entweder ausgeschlossen werden konnte oder die betroffenen Personen befinden sich noch in der Langzeitüberwachung. „Trotz des Anstiegs der Fallzahlen ist das Infektionsrisiko innerhalb der Allgemeinbevölkerung aber unverändert sehr gering, da man sich an Tuberkulose nur schwer anstecken kann“, beruhigt Wolf.
Der Anstieg der Zahlen sei in erster Linie auf die sogenannte aktive Fallfindung, also Röntgenaufnahmen der Lunge im Rahmen der vorgeschriebenen Untersuchung von Zuwanderern zurückzuführen. „Viele Zuwanderer kommen aus Ländern, die hohe Tuberkuloseraten und damit auch ein höheres Erkrankungsrisiko haben“, weiß Wolf.
Ansteckungsgefährdet sind Personen, die im engen, andauernden oder wiederholten Kontakt mit Erkrankten stehen. „Das Ansteckungsrisiko nach einem einmaligen, kurzen Kontakt ist hingegen sehr gering“, informiert der Mediziner. An offener Tuberkulose Erkrankte scheiden beim Sprechen, Husten oder Niesen Erreger aus. Die mit Bakterien behafteten Tröpfchen gelangen in die Luft und können anschließend von anderen Menschen eingeatmet werden. „Ob es aber tatsächlich zu einer Ansteckung kommt, hängt davon ab, wie lange und intensiv der Kontakt mit dem Betroffenen war“, erklärt Wolf. „Patienten mit einer offenen Lungentuberkulose sind ansteckend, solange sie vermehrungsfähige und nachweisbare Erreger beim Sprechen, Husten oder Niesen ausscheiden“, so Wolf.
Bei einer nachgewiesenen Ansteckung führt das Gesundheitsamt eine Umgebungsuntersuchung durch, um die Kontaktpersonen im Umfeld infektiöser Patienten zu erfassen. Sind die Kriterien für eine mögliche Ansteckung gegeben, werden weitere Maßnahmen, wie eine Blutuntersuchung und gegebenenfalls auch Röntgenaufnahmen der Lunge, eingeleitet. Zu den weiteren Aufgaben des Gesundheitsamtes gehört die Überwachung einer effizienten und vollständigen Therapie bei erkannten Tuberkulosefällen einschließlich der Ermittlung des Therapieergebnisses. Dies kann mehrere Monate dauern.
Tuberkulose ist weltweit verbreitet. Die ansteckende Erkrankung wird durch Bakterien verursacht. Lediglich bei einem geringen Teil der infizierten Personen bricht die Krankheit aus, die sich dann langsam über Wochen und Monate entwickelt. In der Regel kann sie gut durch eine Kombination von Antibiotika behandelt werden.
Am häufigsten erkrankt die Lunge an einer Tuberkulose. Typische Symptome sind Husten über mehr als drei Wochen und ebenfalls länger anhaltendes Fieber, Gewichtsabnahme und Nachtschweiß. Diagnostiziert wird die Erkrankung durch Blutuntersuchungen und Röntgenuntersuchungen der Lunge sowie Untersuchung des Lungenauswurfes und in besonderen Fällen noch durch einen Hauttest.
Ein ausführliches Informationsblatt gibt es auf der Internetseite des Landratsamtes Ortenaukreis sowie direkt in der Dienststelle des Gesundheitsamts in der Badstraße 20, Offenburg, Zimmer 410 Bau B.