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Datum: 11.10.2022

Das Garagenprojekt Lahr ist 25 Jahre alt geworden

Landrat Frank Scherer: Das Projekt zeigte vielen jungen Menschen den Weg in Bildung und in ein selbständiges Arbeitsleben.

Das Garagenprojekt Lahr des Ortenaukreises ist 25 Jahre alt geworden. Im Rahmen einer kleinen Jubiläumsfeier lobte Landrat Frank Scherer gestern die Arbeit des Teams: „Das Garagenprojekt bietet eine große Chance für Kinder und Jugendliche mit schwerwiegenden Schulproblemen und für junge Erwachsene, die sich damit schwertun, eine passende Ausbildung zu finden und abzuschließen. Es hat in den letzten 25 Jahren rund 700 jungen Menschen aus der Ortenau den Weg in Bildung und in ein selbständiges Arbeitsleben gezeigt. Der Ortenaukreis als Träger ist stolz auf diesen Erfolg, der zeigt, dass rund 150.000 Euro, die alleine der Kreis jährlich investiert, gut angelegtes Geld sind.“

1997 war das Garagenprojekt Lahr eines der bundesweit ersten Projekte für sogenannte „Schulverweigerer“. Ausschlaggebend war damals eine Initiative der Psychologischen Beratungsstelle Lahr, die in einer Garage eine erste Anlaufstelle für junge Menschen mit massiven Schulproblemen einrichtete. Daher kam der Name „Garagenprojekt“, der nach dem Umzug 1999 in das jetzige Domizil Neuwerkhof 11 in Lahr beibehalten wurde und inzwischen laut Scherer zum Markenzeichen für eine längst überregional bekannte und anerkannte Institution geworden ist.

„Leider gibt es immer mehr junge Menschen, die unsere Hilfe brauchen, und durch die Corona-Pandemie hat sich die Lage noch verschlechtert“, so der Landrat. „Ich wünsche mir, dass wir dieses wertvolle Projekt langfristig weiterführen und vielleicht mit noch mehr Unterstützung auch ausbauen können – denn der Bedarf ist groß und die Bilanz zeigt, es lohnt sich!“

„Das Garagenprojekt hat sich schnell von einem Modellvorhaben mit einer innovativen Konzeption zu einer wichtigen Dauereinrichtung entwickelt“, sagte Lahrs Oberbürgermeister Markus Ibert. „Durch intensive und erfolgreiche Kooperationen mit Lahrer Schulen, Betrieben und der Kommunalen Arbeitsförderung des Ortenaukreises ist es ein verlässlicher Partner bei der Betreuung und Förderung von schwer erreichbaren jungen Menschen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Garagenprojekts leisten für die betroffenen Jugendlichen aus Lahr, aber auch aus den Umlandgemeinden mit großem Engagement eine äußerst wertvolle und nicht zu ersetzende Arbeit in unserer Stadt“, so Ibert.

Ullrich Böttinger, Leiter des Amts für Soziale und Psychologische Dienste im Landratsamt Ortenaukreis und zuvor selbst lange Jahre Leiter des Garagenprojekts,

berichtete zusammen mit der Projektleiterin Ingrid Tita und ehemaligen Teilnehmenden über Historisches und Aktuelles: „Zunächst wurden Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren betreut, denen eine feste Anbindung an ihr Zuhause fehlte und die nur sporadisch oder gar nicht mehr zur Schule gingen. Diese Jugendlichen waren mit traditionellen Angeboten der Jugendhilfe nicht mehr erreichbar. Einfach in der Garage vorbeizuschauen und dort andere zu treffen, das war für sie einfacher. Und so trafen unsere sozial- und werkpädagogischen sowie schulischen Unterstützungsangebote auf fruchtbaren Boden.“ Bereits 1998 folgte die Gründung einer Gruppe für junge Erwachsene, die keinen Schulabschluss hatten oder eine Ausbildung abgebrochen hatten und in Gefahr waren, auf Dauer arbeitslos zu bleiben.

Um die Jugendlichen für den Arbeitsmarkt oder eine Ausbildung zu qualifizieren, folgte 2005 der Ausbau einer Schreinerei, deren Holzprodukte zum Verkauf angeboten werden. Die Einnahmen fließen direkt in die Finanzierung des Garagenprojekts. „Möglich wurde der Ausbau und die technisch hochwertige Ausstattung der Werkstatt durch die langjährige ideelle und finanzielle Unterstützung des Vereins „millions for kids – Irmgard Wüst Förderverein e. V.“ mit dem inzwischen verstorbenen Emil Zöller an der Spitze. Für ihn war das Garagenprojekt zur Herzensangelegenheit geworden“, erklärte Böttinger. Seine Arbeit wird durch Thomas Laubenstein weitergeführt. „Wir sind sehr froh über die dauerhafte und wirklich verlässliche Unterstützung durch den Förderverein“, betonte der Amtsleiter.

Böttinger sieht die Hauptgründe für den Erfolg des Projekts in der Niedrigschwelligkeit und im individuell ausgerichteten Konzept: „Wir nehmen die jungen Menschen so, wie sie sind. Hier muss sich nicht der Einzelne der Maßnahme anpassen - denn das funktioniert nur selten - sondern hier passt sich die Maßnahme den einzelnen Schülerinnen und Schülern an. Das ist unser Erfolgsgeheimnis der letzten 25 Jahre und wird es auch zukünftig sein.“

Das Garagenprojekt ist inzwischen längst zu einem Teil der Regelversorgung des Ortenaukreises für diese schwer erreichbaren Zielgruppen geworden. Die Finanzierung erfolgt über Jugendhilfemittel des Ortenaukreises sowie über Bundesmittel der Agentur für Arbeit und der Kommunalen Arbeitsförderung. Die Stadt Lahr hat ein passendes Gebäude zur Verfügung gestellt, in dem große Teile des Aus- und Umbaus von den Jugendlichen selbst und den dort beschäftigten sozialpädagogischen Fachkräften erbracht wurden.