Das Garagenprojekt Lahr ist 20 Jahre alt geworden
Landrat Frank Scherer: Viele neue Chancen für Jugendliche und junge Erwachsene in besonderen Problemlagen
Das Garagenprojekt Lahr des Ortenaukreises ist 20 Jahre alt geworden. Bei seinem Besuch überzeugte sich Landrat Frank Scherer gestern von der erfolgreichen Arbeit des Projekts: „Das Garagenprojekt bietet oft eine letzte Chance für Kinder und Jugendliche mit schwerwiegenden Schulproblemen und für junge Erwachsene, die auf dem Weg in den Arbeitsmarkt mit großen Vermittlungshemmnissen und psychosozialen Schwierigkeiten kämpfen. Es hat in den letzten 20 Jahren vielen Ortenauer Jugendlichen den Weg zurück in Bildung und in ein selbständiges Arbeitsleben geebnet.“
Auf Initiative der Psychologischen Beratungsstelle Lahr fand das Projekt 1997 in einer Garage in der Lahrer Bergstraße eine erste Anlaufstelle. Diese gab dem Projekt seinen Namen, der auch nach dem Umzug 1999 in ein Gebäude der Stadt Lahr im Neuwerkhof 11 beibehalten wurde. Das Garagenprojekt war bundesweit eines der ersten Projekte für sogenannte „Schulverweigerer“. Zunächst wurden Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren betreut, denen eine feste Anbindung an ihr Zuhause fehlte und die nur sporadisch oder gar nicht mehr zur Schule gingen. „Diese Jugendlichen waren mit traditionellen Angeboten der Jugendhilfe nicht mehr erreichbar. Einfach in der Garage vorbeizuschauen und dort andere zu treffen, das war für sie einfacher. Und so ist dann auch wieder ein Zugang zu Unterstützungsangeboten entstanden“, erklärt Ullrich Böttinger, Leiter des Amts für Soziale und Psychologische Dienste im Landratsamt Ortenaukreis und zuvor selbst lange Jahre Leiter des Garagenprojekts. Bereits 1998 wurde auch eine Gruppe für junge Erwachsene zwischen 17 und 25 Jahren gegründet, die keinen Schulabschluss hatten, eine Ausbildung abgebrochen hatten und von Dauerarbeitslosigkeit und sozialer Ausgrenzung bedroht waren.
„Wir nehmen die jungen Menschen so, wie sie sind”, sagt Böttinger und ergänzt: „Schulverweigerer sind keine Bildungsverweigerer. Das ist ein ganz großer Unterschied und darin liegt die Chance zu Umkehr und Neumotivierung. Das ist unser Erfolgsgeheimnis der letzten 20 Jahre und wird es auch zukünftig sein.“
Nach anfänglichen Projektfinanzierungen ist das Garagenprojekt mit beiden Gruppen inzwischen längst zu einem Teil der Regelversorgung des Ortenaukreises für diese schwer erreichbaren Zielgruppen geworden. Die Finanzierung erfolgt über Jugendhilfemittel des Ortenaukreises sowie über Mittel der Agentur für Arbeit und der Kommunalen Arbeitsförderung. Das Schulamt stellt über die Theodor-Heuss-Schule Lehrkräfte zur Verfügung und die Stadt Lahr, aus der die meisten Teilnehmenden kommen, hat ein für die Bedürfnisse des Garagenprojekts optimal passendes Gebäude zur Verfügung gestellt, in der große Teile des Aus- und Umbaus von den Jugendlichen selbst und den dort beschäftigten sozialpädagogischen Fachkräften erbracht wurden.
Um die Jugendlichen für den Arbeitsmarkt oder eine Ausbildung zu qualifizieren, folgte 2005 der Ausbau einer Schreinerei, deren Holzprodukte zum Verkauf angeboten werden.
Die Einnahmen fließen direkt in die Finanzierung des Garagenprojekts. „Möglich wurde der Ausbau und die technisch hochwertige Ausstattung der Werkstatt durch die langjährige ideelle und finanzielle Unterstützung des Vereins „millions for kids“ mit dem inzwischen verstorbenen Emil Zöller an der Spitze. Für ihn war das Garagenprojekt zur Herzensangelegenheit geworden“, erklärt Böttinger. Zwischenzeitlich wird das Garagenprojekt auch von weiteren Förderern wie der Freyler Stiftung unterstützt. Ingrid Tita, die das Garagenprojekt seit 2016 leitet, freut sich über die vielseitige Unterstützung: „Damit können wir den jungen Menschen im Garagenprojekt sehr gute Qualifizierungsmöglichkeiten bieten. Unser Ziel ist es, den Teilnehmern zukünftig auch nach Ende der Schulpflicht einen Schulabschluss ermöglichen zu können.