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Datum: 24.11.2020

Am 1. Dezember ist Welt-AIDS-Tag
Landratsamt und Aids-Hilfe Offenburg/Ortenaukreis weisen auf anhaltende Diskriminierung hin/therapierte Betroffene sind durch die Corona-Pandemie nicht besonders gefährdet

„Egal ob es um den Arbeitsplatz, Freizeit, Sexualität oder Familienplanung geht: Menschen mit HIV können heute leben wie alle anderen. Bei rechtzeitiger Behandlung lässt sich der Ausbruch von AIDS verhindern. HIV ist unter Therapie auch nicht mehr übertragbar. Das sind die guten Nachrichten“, erklärte Ullrich Böttinger, Leiter des Amts für Soziale und Psychologische Dienste des Landratsamtes anlässlich des Welt-AIDS-Tags am 1. Dezember. In einem Pressegespräch wiesen der Amtsleiter, Rebecca Bruder von der „Beratungsstelle für HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten“ des Landratsamtes sowie Jürgen Schwarz von der AIDS-Hilfe Offenburg/Ortenaukreis e.V. aber auch auf die schlechte Nachricht hin: „Diskriminierung macht HIV-positiven Menschen das Leben oft immer noch unnötig schwer. Meist sind Vorurteile und Unwissenheit der Grund. Manche Leute fürchten nach wie vor eine Übertragung des Virus‘ im Alltag und gehen deshalb auf Abstand“, so die Fachleute. Unter dieser Diskriminierung würden HIV-Infizierte oft mehr leiden als unter den medizinischen Folgen.

Die beiden Beratungsstellen sind auch während der Corona-Pandemie mit ihren Test- und Beratungsangeboten für Ratsuchende und Betroffene da, lediglich die offenen Angebote mussten vorübergehend eingestellt werden. „In Pandemiezeiten finden Beratungsgespräche vorwiegend telefonisch oder online, bei besonderem Bedarf und unter Beachtung der Hygiene- und Abstandsregeln aber auch weiterhin persönlich statt“, betonte Böttinger.

Schwarz erklärte, dass bisher keine Erkenntnisse darüber vorlägen, dass HIV-infizierte Menschen einen schwereren Verlauf einer Coronainfektion als Nicht-HIV-Infizierte befürchten müssen. „Dennoch bereitet das Thema vielen große Sorge“, so der Berater und führte weiter aus: „Da die Betroffenen in der Regel erfolgreich therapiert werden und daher über ein funktionierendes Immunsystem verfügen, sind sie nach bisherigen Erkenntnissen aber nicht in erhöhtem Maße von schweren Verläufen betroffen. Sehr bedrohlich kann eine Coronainfektion aber vermutlich für Menschen werden, die unter einer bisher nicht erkannten HIV-Infektion leiden und deren Immunsystem entsprechend geschwächt ist.“

„Wir sind froh, dass wir unsere Testangebote bis auf eine siebenwöchige Unterbrechung im Frühjahr mit den geltenden Hygieneregeln aufrechterhalten konnten und dass sie weiterhin rege in Anspruch genommen werden. Die Anzahl der durchgeführten Tests ist im Vergleich zum Vorjahr stabil“, betonten Bruder und Schwarz. Das sei besonders wichtig, da eine HIV-Infektion jahrelang ohne erkennbare Symptome verlaufen könne und ein Antikörpertest die einzige Methode sei, sie festzustellen. „Durch das niederschwellige Testangebot“, so die Beratenden, „können Infektionen frühzeitig erkannt werden, und nur wer früh weiß, dass er infiziert ist, kann rechtzeitig die nötige Behandlung einleiten und dadurch schwerwiegendere Folgen wie den Ausbruch von AIDS verhindern.

Beide Einrichtungen mussten laut Böttinger coronabedingt Abstriche in der besonders wichtigen Präventionsarbeit machen: „Präventionsveranstaltungen in Schulklassen, die wir sonst regelmäßig durchführen, sind derzeit leider nicht möglich“, bedauert der Amtsleiter. „Auch auf die üblichen Veranstaltungen zum Welt-AIDS-Tag müssen wir in diesem Jahr verzichten. Lediglich Flaggen vor dem Landratsamt und dem Offenburger Rathaus werden auf den Tag hinweisen und die AIDS-Teddys werden wie gewohnt in verschiedenen Apotheken erhältlich sein.“

Ein weitere negative Entwicklung bedrohe laut Böttinger die Arbeit der Beratungsstellen: „Bedauerlicherweise hat das Land Baden-Württemberg ab dem Jahr 2020 seine Förderkriterien für die AIDS-Hilfen im Land verändert. Es hat den Sockelbetrag für alle AIDS-Hilfen gekürzt und verteilt den Rest der Zuschusssumme hauptsächlich nach der Anzahl der Beschäftigten in den einzelnen AIDS-Hilfen und nicht nach der Leistung, die die einzelnen AIDS-Hilfen in Relation zur Beschäftigtenzahl erbringen. Dadurch erhalten große AIDS-Hilfen deutlich höhere und kleine AIDS-Hilfen deutlich niedrigere Landeszuschüsse.“ Davon sei auch die eher kleine AIDS-Hilfe Offenburg/Ortenaukreis betroffen. Der Erhalt der Einrichtung sei nur durch eine Erhöhung der kommunalen Zuschüsse möglich gewesen. Neben der Stadt Offenburg habe vor allem der Ortenaukreis seinen jährlichen Zuschuss für die AIDS-Hilfe deutlich erhöht. „Wir werden“, wie Böttinger betont, „wegen der geänderten Förderungskriterien noch einmal auf das baden-württembergische Sozialministerium zugehen, um die Beratung und psychosoziale Betreuung für HIV-Infizierte auch in Zukunft flächendeckend zu sichern.“

Info:

Sowohl bei der Beratungsstelle des Landratsamtes als auch bei der AIDS-Hilfe kann man sich zu festen Terminen sowie nach vorheriger Terminabsprache anonym und kostenlos auf HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten testen lassen. Auch Schnelltests können durchgeführt werden.

 

Kontakt:

Beratungsstelle für HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten

Rebecca Bruder

Tel.: 0781 805 9707

rebecca.bruder@ortenaukreis.de

Lange Straße 51

77652 Offenburg

 

AIDS-Hilfe Offenburg/Ortenaukreis e.V.

Jürgen Schwarz

Tel.: 0781 77189

info@aids-hilfe-offenburg.de

Malergasse 1

77652 Offenburg

Spendenkonto: IBAN: DE63 6645 0050 0000 5373 76

Sparkasse Offenburg/Ortenau