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»Ehrenamtliche Flüchtlingshilfe im Wandel«

Haupt- und ehrenamtliche Akteure der Flüchtlingshilfe setzen sich mit zukünftigen Aufgaben auseinander

Die Flüchtlingssituation hat sich verändert und stellt hauptamtliche Akteure wie auch ehrenamtliche Helfer vor neue Herausforderungen. In einem Workshop „Ehrenamtliche Flüchtlingshilfe im Wandel“ diskutierten die Teilnehmer die quantitativen und qualitativen Veränderungen und ihre Auswirkungen auf ihre Arbeit. Eingeladen zu der Veranstaltung am vergangenen Freitag in den Sitzungssälen des Landratsamts Ortenaukreis hatte die Ehrenamtskoordinatorin der Flüchtlingshilfe und Integrationsbeauftragte des Ortenaukreises, Ursula Moster. Sie konnte rund 60 ehrenamtliche Flüchtlingshelfer, Mitarbeiter des Flüchtlingssozialdienstes des Landratsamtes Ortenaukreis sowie Hauptamtliche aus den Kommunen und Wohlfahrtsverbänden im Ortenaukreis begrüßen – allesamt Partner im Kommunalen Netzwerk Integration Ortenaukreis, dessen Auf- und Ausbau durch Mittel des Landes Baden-Württemberg gefördert wird.

Zur Einstimmung ins Thema skizzierte Martin Becker von der Katholischen Hochschule Freiburg kurz die jüngsten Entwicklungen. Mit dem Rückgang des Zuwanderungsstroms kommen weniger Menschen in die vorläufige Unterbringung des Landkreises. Viele Bleibeberechtigte und Personen, die noch im Asylverfahren stehen und schon länger als 24 Monate hier sind, werden der Anschlussunterbringung in den Kommunen zugewiesen. Anstelle von Familien aus Ländern mit hoher Bleibeperspektive wollen vermehrt alleine reisende junge Männer aus Nationen mit geringer Anerkennungsquote sich ein neues Leben in Deutschland aufbauen. „Ehrenamtliche haben nicht zuletzt aufgrund der emotionalen Bilder und Berichterstattung in den Medien die Willkommenskultur der großen Flüchtlingswelle mitgetragen, brechen jetzt teilweise weg oder suchen sich andere Engagementfelder“, so Becker. Der Hochschulprofessor setzte Denkanstöße zu den unterschiedlichen Motiven für die Übernahme eines Ehrenamts und betonte die Freiwilligkeit und Wahlmöglichkeit, während Hauptamtliche mit professioneller Distanz verlässliche Hilfe für jeden ihrer Kunden leisten müssten.

„Viele Probleme kommen bei den geflüchteten Menschen erst zum Vorschein, wenn sie den geschützten Rahmen der Gemeinschaftsunterkunft verlassen und in Anschlussunterbringung leben“, erklärte Natascha Kaiser, Sachgebietsleiterin des Sozialdienstes im Migrationsamt und nannte Traumatisierung, innerfamiliäre Probleme aufgrund von mangelnden Sprachkenntnissen oder fehlenden Berufsabschlüssen, schulische Probleme der Kinder, die schwierige Suche nach einem Arbeitsplatz, häusliche Gewalt, das unterschiedliche Rollenbild von Mann und Frau im Vergleich zur Kultur in ihrem Herkunftsland sowie die Zerstörung des Traums von einem unbeschwerten schönen Leben fern der Heimat. Dies führe oft zu Hoffnungslosigkeit, Frustration und Gewalt. Ehrenamtliche seien angesichts solcher Zustände oft überfordert, die Zusammenarbeit mit dem Sozialdienst daher sehr wichtig.
Unter der Moderation von Ingo Kempf von der Vernetzungsstelle Bürgerschaftliches Engagement im Ortenaukreis, erörterten die Teilnehmenden, wie die künftigen Aufgaben in der Flüchtlingshilfe sich an die veränderten Bedingungen anpassen lassen und wie sich Haupt- und Ehrenamt ergänzen und unterstützen können. In Kleingruppen sammelten sie Ideen, wie Integration noch besser gelingen könnte. Als praxisnahe Beispiele dienten die Themen „Rund ums Wohnen“, „Die Selbständigkeit der Flüchtlinge unterstützen“, „Ehrenamtliche als Türöffner, um Nachbarn zu gewinnen“, „Schaffen von Begegnungsräumen“ und „Unterstützungsmöglichleiten außerhalb der Flüchtlingshilfe“.

Zum Abschluss der Veranstaltung hatten die Gäste Gelegenheit, bei einem kleinen Imbiss die Gespräche zu vertiefen. „Die Teilnehmenden äußerten sich sehr zufrieden mit der Veranstaltung und betonten in ihren Rückmeldungen insbesondere den guten Austausch zwischen ehrenamtlich Engagierten und Hauptamtlichen sowie die Möglichkeit sich weiter mit anderen Helferkreisen zu vernetzen“, so das Fazit der Ehrenamtskoordinatorin Ursula Moster. Die Ergebnisse des Workshops sollen in einer Dokumentation zusammengefasst und den Partnern des Kommunalen Netzwerks Integration Ortenaukreis zur Verfügung gestellt werden.