Hornissen haben einen schlechten Ruf - zu Unrecht
Lange Zeit wurde die bei uns heimische Europäische Hornisse aufgrund ihres schlechten Rufs verfolgt und bekämpf. Zu Unrecht, wie sich mittlerweile herausgestellt hat. So ist das Gerücht, bereits wenige Hornissenstiche würden ausreichen, um einen Menschen zu töten, inzwischen als Märchen entlarvt worden. „Einzig Menschen, die speziell auf Insektengifte allergisch sind, bekommen bei einem Stich möglicherweise gesundheitliche Probleme. Für alle anderen ist er zwar schmerzhaft aber aus medizinischer Sicht harmlos“ weiß Walter Voß, der am Amt für Waldwirtschaft des Ortenaukreises für Waldnaturschutz zuständig ist. „Dass Hornissen ein friedliches Wesen haben, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben“, so Voß. Das glückliche Ende einer Geschichte ungerechtfertigter Verfolgung also? Nicht ganz, denn die entomologischen Karten werden mit dem Einwandern ihrer asiatischen Schwester gerade neu gemischt.
Die Asiatische Hornisse gilt seit 2016 europaweit als sogenannte „invasive Art“. „Das sind Tiere, die bei uns ursprünglich nicht heimisch waren und im Zuge der Globalisierung zuwandern konnten“, erklärt Voß. Im Fall der Asiatischen Hornisse höchstwahrscheinlich mit einer einzelnen befruchteten Königen als blinde Passagierin in einem Überseecontainer aus China. Angekommen ist sie 2004 in Frankreich, von wo aus sie sich seither in Europa fast unaufhaltsam ausbreitet. In Baden-Württemberg ist sie mittlerweile vom Bodensee bis ins Tauberland zu finden, wobei ihr Verbreitungsschwerpunkt in Nordbaden liegt.
Nun könnte man sich über den Neuzugang ja freuen, wäre da nicht das Problem, dass sie hier keine natürlichen Feinde hat und sich ihr Vorkommen deswegen rasant vergrößert. Dabei wird ihr nachgesagt, die Europäische Hornisse zu verdrängen, die seit 1987 auf der sogenannten „Roten Liste“ als „besonders streng geschützt“ geführt wird. Denn zur Brutversorgung braucht die Asiatische Hornisse Eiweiß in Form von anderen Insekten. „Im Frühjahr besteht ihr Speiseplan hauptsächlich aus den dann vorherrschenden Schwebfliegen und Wildbienen, im Sommer bedient sie sich gern an starken Bienenvölkern, da Bienen dann in großer Zahl vorhanden sind. Und im Herbst sind es eher Fliegen und Wespen, die dann noch zahlreich sind“ erklärt Voß weiter.
Auf den ersten Blick ist die Asiatische Hornisse mit gut zwei Zentimetern Körperlänge insgesamt etwas kleiner als ihrer europäischen Schwester. Erkennbar ist sie an ihrer schwarzen Grundfärbung: Die Brust ist schwarz, der Hinterleib dunkel mit wenigen gelben Binden, während die heimische Hornisse einen braunen Grundton aufweist. „Aufgrund dieser deutlichen Farbdifferenz sind die beiden Arten gut voneinander zu unterscheiden“, unterstreicht Voß.
Auf jeden Fall sind Nester, aber auch einzelne Tiere der Asiatischen Hornisse meldepflichtig. „Den Fund gibt man mit Fundort und am besten mit einem Foto bei der Naturschutzbehörde des Kreises bekannt“, so Voß. Das ist online über die Internetseite der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (www.lubw.baden-wuerttemberg.de) möglich oder über die kostenlose ‚Meine-Umwelt‘ App (https://umweltportal.baden-wuerttemberg.de/meine-umwelt-app.).