15. Einbürgerungsfeier: Landrat Frank Scherer heißt neue Bundesbürger im Ortenaukreis willkommen
Bereits rund 900 Anträge in diesem Jahr – Integrationspreis zum 11. Mal verliehen
812 Menschen aus 67 Nationen haben im vergangenen Jahr im Ortenaukreis die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten. Im Rahmen der 15. Einbürgerungsfeier des Ortenaukreises hieß Landrat Frank Scherer am Montagnachmittag während einer Feierstunde im Großen Sitzungssaal des Landratsamts die neuen Ortenauerinnen und Ortenauer mit ihren Familien herzlich willkommen. Mit einem bunten interkulturellen Programm feierten die neuen Bundesbürger gemeinsam mit Vertretern aus Verwaltung, Politik und Gesellschaft ihre neue Staatsbürgerschaft. Dabei wurde auch der vom Landratsamt und der Sparkasse Offenburg/Ortenau bereits zum elften Mal ausgelobte „Integrationspreis Ortenau“ verliehen.
„Der Slogan der Ortenau lautet neuerdings „Black Forest Power Region“ - aus gutem Grund. Hidden Champions, Marktführer, eine preisgekrönte Gastronomie und landwirtschaftliche Spitzenprodukte prägen unsere Region und bieten viele Möglichkeiten, um sich beruflich zu entfalten. Damit das so bleibt, braucht der Ortenaukreis auch gut ausgebildete Fachkräfte aus dem Ausland – Menschen wie Sie!“, bekräftigte Landrat Scherer in seiner Ansprache und verwies auf die lange überfälligen Anreize der Bundesregierung, bessere Rahmenbedingungen zu schaffen, um den Fachkräftemangel und dem allgemeinen Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken. „Laut der Deutschen Industrie- und Handelskammer sind aktuell rund 1,8 Millionen Stellen unbesetzt. Deutschland braucht auch deshalb Einwanderung!“, so Scherer. „Wir profitieren auch demografisch und kulturell davon. In der deutschen Geschichte haben sich die Kulturen immer gegenseitig befruchtet und sind zu etwas Neuem, etwas Gutem verschmolzen“, betonte der Landrat.
Anschließend sorgte das sibirische Künstlerduo Marina und Peter von „The Fifth Wheel Marionettes“ mit ihrer lustigen Musical-Marionetten-Show, einer Mischung aus Puppenspiel, Musik und Tanz, für strahlende Gesichter im Publikum. Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde durch das die Ortenauer Musikformation „Belcanto“.
Heimat sei der der Ort, an dem man sich angekommen und verstanden fühle, erwähnte Landrat Scherer in seiner Ansprache. Bei Daniel Basok, einem in Belarus geborenen Israeli, fiel die Wahl inzwischen auf Friesenheim. Der zweifache Familienvater berichtete in einer persönlichen Ansprache, wie er und seine Frau Nataly, ebenfalls Israelin mit ukrainischen Wurzeln, nach Deutschland gekommen sind. Ihr erster Sohn Eitan wurde 2011 in Israel geboren und sei „ein echter Israeli“. Der jüngere Sohn Adam kam 2017 hier in Deutschland zur Welt. „Vier Menschen, vier Geburtsurkunden aus vier verschiedenen Ländern – wir sind also eine Familie, die ihre Wurzeln in verschiedenen Teilen der Welt hat, doch heute fühlen wir uns fest in Deutschland verwurzelt“, so Basok. „Dass ich als Nachfahre jüdischer Familien, die einst aus Europa fliehen mussten, nun hier stehen und die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen darf, bedeutet uns sehr viel. Es ist ein Symbol dafür, dass auch die tiefsten Wunden der Geschichte heilen können, wenn der Wille und die Entschlossenheit vorhanden sind, gemeinsam nach vorne zu blicken“, betonte Basok.
Integrationspreis Ortenau
Um die ausgeprägte Willkommenskultur und den ehrenamtlichen Einsatz in der Ortenau zu würdigen, haben der Ortenaukreis und die Sparkasse Offenburg/Ortenau den „Integrationspreis Ortenau“ ins Leben gerufen – in diesem Jahr wurde er bereits zum elften Mal verliehen. Mit dem Preis werden innovative Ideen, Engagement und gelungene Integrationskonzepte anerkannt und prämiert. In diesem Jahr wurden Projekte und Unterstützungsleistungen aus dem Bereich der Arbeit geehrt, die zugewanderten Menschen aus der ganzen Welt die Integration in die Gesellschaft erleichtern. Einen Preis erhielt Najah Mirav Sido aus Lahr für ihre Unterstützung von geflüchteten Menschen, u. a. auch bei der Arbeitssuche. Die Jugendberufshilfe Ortenau e.V. aus Offenburg bereitet junge Menschen auf dem Weg in eine Ausbildung bzw. das Erwerbsleben vor und erhielt ebenfalls einen Preis. Josef Erdrich aus Oberkirch wirkt seit vielen Jahren mit seinem Arbeitskreis Willkommenskultur Oberkirch u. a. im Bereich Integration durch Arbeit. Seine Initiative knüpft Kontakte zwischen Menschen mit Migrationshintergrund und potentiellen Arbeitgebern und arbeitet hierbei auch eng mit dem Jobcenter Ortenau zusammen. Auch dieses Engagement konnte mit einem Integrationspreis gewürdigt werden. Weitere Auszeichnungen gingen an Peter Pilgram von der Firma „EOM Management“ in Friesenheim sowie Pascal Lüben von der Firma „Kubea-Lüben“ in Oberkirch. Beide stehen mit ihren Unternehmen dafür ein, auch Menschen mit Migrationshintergrund mit deren individuellen Stärken und Qualifikationen ins Unternehmen einzubinden. Ihr Engagement geht dabei weit über das eines Arbeitsgebers hinaus. „Es gibt im Ortenaukreis viele, die täglich daran arbeiten, dass sich neuzugewanderte Menschen hier willkommen und angenommen fühlen. Sie alle stehen für eine weltoffene, bunte und moderne Gesellschaft und ich wünsche mir, dass Sie alle diesen Gedanken nach außen tragen“, schloss Landrat Scherer.
Hintergrundinformation: Ursprungsnationen der Eingebürgerten und Ausländeranteil im Ortenaukreis
2024 sind bereits 881 Anträge auf Einbürgerung im Ortenaukreis gestellt worden. Bereits jetzt wurden im laufenden Jahr 891 Menschen neu eingebürgert. Im vergangenen Jahr 2023 wurden insgesamt 812 Personen aus 67 verschiedenen Staaten eingebürgert. 172 davon waren EU-Bürger. Syrien (303), Türkei (54), Rumänien (57), Irak (60), Afghanistan (28), Frankreich (19), Bulgarien (16), Kosovo (20), Italien (17) und Serbien (14). Im Dezember 2023 lebten rund 71.350 Ausländerinnen und Ausländer im Ortenaukreis. Rund die Hälfte davon waren EU-Bürger. Damit macht der Ausländeranteil etwa 16 Prozent an der Kreisbevölkerung (rund 444.000 Einwohner) aus.