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Zukunftsplanung Ortenau Klinikum: Krankenhausausschuss empfiehlt Kreistag vier stationäre Standorte im Jahr 2030

Kreisräte sprechen sich auch für umfangreiches Paket an Strukturoptimierungen zur Fortschreibung des „Modells Landrat“ aus

Der Krankenhausausschuss des Ortenaukreises hat heute mit großer Mehrheit dem Kreistag ein umfangreiches Konzept zur Neuordnung der Klinikstrukturen im Ortenaukreis empfohlen. Diese „Agenda 2030“ sieht im Wesentlichen vor, dass das Ortenau Klinikum ab 2030 beziehungsweise mit Fertigstellung der dazu erforderlichen Neu- oder Umbaumaßnahmen seine stationären Leistungen an den vier Krankenhausstandorten in Offenburg, Lahr, Wolfach und Achern erbringt. Die Standorte Offenburg und Lahr werden als Häuser der Maximalversorgung weiterentwickelt. In Offenburg und Achern sollen jeweils Klinikneubauten entstehen.

Die derzeitigen weiteren stationären Standorte in Oberkirch, Kehl und Ettenheim sollen zu diesem Zeitpunkt als stationäre Standorte aufgegeben und als Gesundheitszentren mit Portalfunktion sowie Notarzt/Notfallstandorte weitergeführt werden. Damit soll eine optimale Verzahnung von stationären Klinikangeboten, Notfallversorgung und ambulanter Versorgung im Ortenaukreis erreicht werden.

Um die bestehenden Strukturen bis zu dieser Neuordnung bedarfsgerecht weiter zu entwickeln, empfiehlt der Ausschuss dem Kreistag ein umfangreiches Paket mit kurz- und mittelfristigen Maßnahmen, mit denen das im vergangenen Jahr verabschiedete „Modell Landrat“ fortgeschrieben werden soll.

„Die vom Krankenhausausschuss empfohlene Veränderung der Klinikstruktur ist insbesondere wegen der vorgegebenen bundes- und landespolitischen Rahmenbedingungen, sowie des rasanten medizinischen Fortschritts und des Fachkräftemangels dringend erforderlich. Ich bin sicher, dass wir mit der „Agenda 2030“ eine qualitativ hochwertige stationäre Versorgung der gesamten Ortenauer Bevölkerung in der Zukunft gewährleisten können – das war und bleibt in der ganzen Diskussion für mich immer das entscheidende Kriterium“, sagte Landrat Frank Scherer nach der Sitzung. „Alle neutralen Experten, vor allen Dingen auch Mediziner, sagen uns, dass Voraussetzung für exzellente Medizin eine Zentralisierung unserer Klinikstrukturen ist, die auch den zunehmenden Fachkräftemangel ausgleichen und die Anzahl von Ärzten und Pflegekräften pro Patient erhöhen kann“, so Scherer weiter.

„Auch unter dem Gesichtspunkt der Finanzierbarkeit ist im Sinne einer gesicherten Unternehmensfortführung in öffentlicher Trägerschaft auf Basis der möglichen Ergebnisverbesserung im Jahr 2030 von über 35 Millionen Euro pro Jahr die Neuausrichtung des Ortenau Klinikums zu einem Klinikum mit vier akutstationären Standorten vorzugswürdig“, erläuterte Ortenau Klinikum-Geschäftsführer Christian Keller. „Ich bin überzeugt, dass wir mit vier Standorten und einer optimierten Medizinkonzeption angesichts der uns vorgegebenen Rahmenbedingungen und des medizinischen Fortschritts langfristig die beste Medizin für die Menschen im Ortenaukreis anbieten können“, so Keller. 

Grundstruktur für Kliniklandschaft ab 2030

Als Grundstruktur der Kliniklandschaft im Ortenaukreis ab 2030 empfiehlt der Ausschuss: Das Ortenau Klinikum soll ab dem Jahr 2030, respektive mit Fertigstellung der dazu erforderlichen Neu- oder Umbaumaßnahmen – seine stationären Leistungen an den vier Krankenhausstandorten in Offenburg, Lahr, Wolfach und Achern erbringen. Die Standorte Offenburg und Lahr werden als Häuser der Maximalversorgung weiterentwickelt. Zu diesem Zeitpunkt sollen die Standorte in Oberkirch, Kehl und Ettenheim als stationäre Standorte aufgegeben und als Gesundheitszentren mit Portalfunktion sowie Notarzt/Notfallstandorte weitergeführt werden. Die dortigen Leistungsangebote und Gesundheitsdienstleistungen sollen im Wege eines partnerschaftlichen Dialogs zwischen allen Beteiligten unter anderem im Rahmen sektorenübergreifender Strukturgespräche und in der Kommunalen Gesundheitskonferenz (KGK) in enger Abstimmung mit dem Krankenhausausschuss erarbeitet werden. Dabei soll die erforderliche Verzahnung zwischen stationären Klinikangeboten, Notfallversorgung und ambulanter Versorgung besondere Beachtung finden. Bis zur Umwandlung dieser Standorte zu Gesundheitszentren sollen die Häuser auf Grundlage des Modells Landrat bedarfsgerecht fortgeführt werden. 

Der Krankenhausausschuss empfiehlt, diese vorgeschlagene Struktur längstens bis zum Jahr 2025 fortlaufend dahingehend zu überprüfen, ob und inwieweit eine Schließung der stationären Standorte in Oberkirch, Kehl und Ettenheim tatsächlich umgesetzt werden soll oder bisherige stationäre Funktionen dieser Häuser doch fortgeführt werden können. Der Ausschuss nimmt damit einen Vorschlag von Landrat Scherer auf, der den Standorten Ettenheim, Kehl und Oberkirch eine reelle Chance einräumen will, auf Veränderungen von Sach- und Erkenntnislagen reagieren zu können. „Ich weiß um die große Verantwortung, heute eine Entscheidung treffen zu müssen, die erst im Jahr 2030 Wirklichkeit werden soll. Trotzdem müssen wir diese Entscheidung jetzt treffen, weil wir die Zukunft heute schon planen und entwickeln müssen, damit wir im Jahr 2030 bereit sind. Insofern müssen wir einerseits also jetzt Handlungsfähigkeit beweisen. Andererseits müssen wir so lange wie möglich flexibel bleiben, um etwaiger Veränderungen im politischen, medizinischen oder ökonomischen Bereich noch Rechnung tragen zu können - gerade im Gesundheitswesen – ist das wichtig!“, so Scherer zu seinem Vorschlag einer Überprüfungsklausel.

Eine weitere Überprüfung dieser Beschlüsse empfiehlt der Ausschuss ebenfalls für den Fall, dass keine angemessene Förderung durch das Land Baden-Württemberg erreicht werden kann.

Erste Umsetzungsentscheidungen

Nach der Entscheidung über die Grundstruktur der „Agenda 2030“ fasste der Ausschuss drei weitere Beschlüsse, die bereits der Umsetzung der Agenda 2030 dienen. So empfiehlt das Gremium einen Klinikneubau auf Gemarkung Offenburg, in dem bis zum Jahr 2030 die derzeitigen Standorte Ebertplatz, St. Josefsklinik und Gengenbach sowie teilweise die Standorte Kehl und Oberkirch zusammengeführt werden sollen. Der Ausschuss spricht sich für die weitere, gleichwertige Prüfung der grundsätzlichen Machbarkeit der Standorte „Nördlich Windschläg“ und „Nordwestlich Holderstock“ aus. Die Stadt Offenburg wird dabei gebeten, vor einer endgültigen Entscheidung darüber, welchen Standort sie dem Ortenaukreis anbieten will, zunächst sein Votum als Krankenhausträger einzuholen.

Außerdem empfiehlt der Krankenhausausschuss die Ausarbeitung eines baulichen Masterplans für das Ortenau Klinikum in Lahr. Darin soll dargestellt werden, welche Baumaßnahmen erforderlich sein werden, um die Versorgung des südlichen Landkreises am Standort Lahr in den nächsten Jahren sicher zu stellen und die mit der Agenda 2030 angestrebten Ziele zu realisieren.

Als weitere Umsetzungsentscheidung empfiehlt der Ausschuss dem Kreistag die Zusammenführung der derzeitigen Standorte Achern und teilweise Kehl und Oberkirch in einem gemeinsamen Klinikneubau am Standort „Brachfeld“ in Achern. 

Fortschreibung Modell Landrat bis 2030

Als weiteren Empfehlungsbeschluss hat der Krankenhausausschuss ein umfangreiches Paket an kurz- und mittelfristigen Strukturoptimierungen beschlossen. Mit den Maßnahmen wird das im vergangenen Jahr beschlossene Modell Landrat fortgeschrieben.  Die empfohlenen Strukturoptimierungen betreffen hauptsächlich die Standorte Achern und Oberkirch. So sollen die Geburtshilfen in Achern und Oberkirch spätestens zum 1. Januar 2020 am Standort Achern als gemeinsame Hauptabteilung unter dem Namen „Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe“ zusammengelegt werden. Um die frauenklinische Versorgung im Norden des Landkreises zu optimieren, soll bereits zum 1. September 2018 die medizinische Führung der drei frauenklinischen Fachabteilungen in Achern, Oberkirch und Kehl unter eine gemeinsame Leitung am Standort Achern gestellt werden.

Zur weiteren Verbesserung der chirurgischen Versorgung, soll in den chirurgischen Kliniken Achern und Oberkirch eine weitergehende Spezialisierung und Abstimmung der Leistungsangebote zwischen Achern und Oberkirch erfolgen. Hierzu sollen am Standort Oberkirch wochentags elektive ambulante und kurzzeitchirurgische Eingriffe aus beiden Standorten durchgeführt werden. Am Standort Achern werden alle anderen chirurgischen Eingriffe ausgeführt.

Die chirurgische Notfallversorgung in Oberkirch wird wochentags von 16 Uhr auf 20 Uhr ausgeweitet. Die chirurgische Notfallversorgung in Achern erfolgt weiterhin im 24-Stunden-Betrieb. Außerdem soll zur Stärkung der flächendeckenden chirurgischen Versorgung am Standort Oberkirch nach Möglichkeit eine chirurgische Praxis angesiedelt werden.

Außerdem empfiehlt der Ausschuss jeweils ein hausübergreifendes Chefarztmodell für die Innere Medizin am Ortenau Klinikum Achern-Oberkirch und für die Medizinische Klinik am Ortenau Klinikum Lahr-Ettenheim. Grund dafür ist das altersbedingte Ausscheiden der jeweiligen Chefärzte in Oberkirch und Ettenheim.

Um den Fortbestand der Chirurgie am Standort Ettenheim auf Basis des „Modells Landrat“ bis auf Weiteres bedarfsgerecht zu sichern, wurde bereits in der Sitzung des Krankenhausausschusses am 15. Mai 2018 einstimmig beschlossen, die Anbindung eines neuen OP-Saals am Standort Ettenheim zu realisieren. 

Für den Standort Gengenbach sieht der Ausschuss eine Entwicklung zum Notarzt-/Notfallstandort vor. In einem ersten Schritt soll die Einrichtung einer Rettungswache mit Rettungswagen erfolgen. Zudem soll dort bei zukünftiger Verfügbarkeit von adäquaten fachärztlichen KV-Sitzen die Ansiedlung eines MVZ realisiert werden.

Schließlich sollen an den Standorten in Offenburg, in Kehl sowie in Achern und Oberkirch bis zu Inbetriebnahme der Klinikneubauten die erforderlichen baulichen Sanierungsmaßnahmen erfolgen. Der Ausschuss empfiehlt dem Kreistag, die Verwaltung mit der Überprüfung entsprechender Planungen zu beauftragen. 

Der Kreistag wird am 24. Juli über die Empfehlungsbeschlüsse entscheiden. 

Für weitere Informationen und Hintergründe zur Zukunftsplanung „Agenda 2030“ hat das Ortenau Klinikum im Internet die Seite www.agenda2030-ortenau-klinikum.de eingerichtet.