Sprungziele
Hauptmenü
Inhalt
Datum: 10.08.2018

Wenn der Billig-Welpe zur Kostenfalle wird

Veterinäramt warnt

Herumstreunende Straßenhunde, die auf der Suche nach Futter den Kontakt zu Touristen suchen, kennen viele aus ihren Urlaubsreisen. Wer es selbst noch nicht erlebt hat, hat mit Sicherheit schon Bilder gesehen, mit denen Tierschutzvereine auf diese Tiere aufmerksam machen wollen. Viele haben Mitleid mit den Tieren und wollen helfen. Amtstierarzt Martin Straube vom Amt für Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung im Landratsamt Ortenaukreis erklärt, was dabei beachtet werden muss:

„Möchte jemand einen Hund aus dem Ausland in Deutschland aufnehmen, so muss vorab sichergestellt werden, dass das Tier die Voraussetzungen zur Einreise erfüllt. Kommt es aus dem EU-Ausland, muss das Tier mit Mikrochip gekennzeichnet sein. Außerdem braucht es einen Impfausweis und eine gültige Tollwutimpfung“, erklärt Straube. „Je nach Herkunftsland können sich die Anforderungen aber unterscheiden. Deshalb sollten sich Interessenten rechtzeitig vor der Einreise beim zuständigen Veterinäramt informieren. Wird das gewünschte Tier über einen Tierschutzverein nach Deutschland gebracht, empfiehlt es sich außerdem, dort die entsprechenden Fragen zu stellen“, so der promovierte Fachtierarzt für Zoo- und Wildtiere.

Wenn das Tier die Einreisevoraussetzungen nicht erfülle, könne das weitreichende Folgen haben, so  Straube. Nach der Tollwut-Verordnung komme bei Tieren, für die ein Kontakt mit tollwutkranken oder tollwutverdächtigen Tieren nicht ausgeschlossen werden kann, eine sofortige Tötung in Betracht. Je nach Fall könne dies zwar mit der Anordnung einer bis zu dreimonatigen Quarantäne vermieden werden. Die Unterbringung des Tieres in einer Quarantäne-Einrichtung ist für den Tierhalter aber mit hohen Kosten verbunden, rund 18 Euro pro Tag und Tier. Sind die Tiere bei der Einreise nach Deutschland noch recht jung oder gesundheitlich bereits angeschlagen, entstehe durch den Stress der Reise häufig auch ein erhöhter Bedarf an tierärztlichen Behandlungen. Auch hier können sich weitere  Kosten für den neuen Tierhalter verstecken.

Martin Straube warnt: „Neben seriösen Tierschutzvereinen werden Tiere auch durch Privatpersonen vermittelt. Ob dies aus Mitleid für die Tiere oder aus finanziellen Interessen heraus geschieht, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Der Übernehmer eines solchen Tieres sollte aber vorab immer die genannten Voraussetzungen abklären und sich erkundigen, ob eine erforderliche Erlaubnis nach dem Tierschutzgesetz vorliegt.“ Seit 2014 wird  für die Einfuhr beziehungsweise  das Verbringen von Tieren nach Deutschland zum Zweck der Abgabe eine tierschutzrechtliche Erlaubnis gefordert. Gerade um diese und auch tierseuchenrechtliche Anforderungen zu umgehen, würden  manche Vereine auch immer wieder auf sogenannte „Flugpaten“ zurückgreifen. „Das sind Privatpersonen, die das Tier bei einer Flugreise begleiten und somit den Eindruck entstehen lassen, dass es sich um den Transport des privaten Tieres handelt“, erklärt der Amtstierarzt. Rechtlich seien bei einer Reise mit dem eigenen Tier weitaus weniger Voraussetzungen zu beachten, als wenn es sich um einen gewerblichen oder um den Transport durch einen Verein handelt. „Auch das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz warnt vor diesem Trick“, so Straube. 

Auch bei Tieren, die in Deutschland etwa über Kleinanzeigen zum Kauf angeboten werden, müsse der Käufer die entsprechenden Fragen stellen, mahnt der Tierexperte. Immer wieder würden Welpen im Internet angeboten, bei denen die tatsächliche Herkunft nicht ersichtlich sei oder bewusst verschleiert werde. Auch ein ausländischer Heimtierausweis solle den Käufer stutzig machen. Um teure Folgekosten für eine Quarantäne und zusätzliche Tierarztkosten zu vermeiden, sei es ratsam, vor einem Welpenkauf gezielte Fragen zur Herkunft der Tiere zu stellen und sich das Muttertier zeigen zu lassen.

Vor dubiosen Geschäftspraktiken auf Kosten der Tiere warnte kürzlich auch Baden-Württembergs Verbraucherschutzminister Peter Hauk, denn gerade billig angebotene Welpen würden häufig unter tierschutzwidrigen Haltungsbedingungen gezüchtet. „Skrupellose Vermehrer und Transporteure schlagen so aus dem Mitleid tierlieber Menschen Gewinn . Das Leid der Tiere wird  dadurch nicht etwa gelindert, sondern sogar vermehrt“, stellt Amtstierarzt Straube fest.

Weitere Informationen gibt es im Internet auf der Homepage des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (https://mlr.baden-wuerttemberg.de) unter dem Suchwort „Reisen mit Heimtieren“.