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Datum: 26.07.2023

Ortenauer Winzer setzen auf Nachhaltigkeit

Pilzwiderstandsfähige Rebsorten auf dem Vormarsch – Auszeichnung für WG Rammersweier 

Wie Nachhaltigkeit in den Weinbergen funktionieren kann, zeigen die Winzer in der Ortenau. Neben altbewährten Rebsorten wie Müller-Thurgau, Riesling oder Spätburgunder, werden von den Ortenauer Winzer immer mehr sogenannte „Piwis“ angebaut. „Piwis sind speziell gezüchtete pilzwiderstandsfähige Rebsorten, die von Natur aus weniger anfällig gegenüber Rebenkrankheiten wie dem falschen Mehltau sind. Sie sind umweltfreundlich und nachhaltig, weil sie bis zu 75 Prozent weniger Pflanzenschutzmittel benötigen“, informiert Pflanzenproduktionsberaterin Nadine Steinmetz vom Landratsamt Ortenaukreis.

Und die Ortenauer Piwis überzeugen auch im Glas mit viel Geschmack. So hat die Winzergenossenschaft Rammersweier kürzlich zum wiederholten Mal erfolgreich am Weinwettbewerb „Best of Freiburger Piwi 2023“ teilgenommen. Über 240 Weine aus zehn Ländern wurden während der jüngsten Verkostungsveranstaltung des Weinbauinstituts Freiburg in 19 Kategorien bewertet. Die Piwi-Weine der WG Rammersweier erzielten Spitzenergebnisse, jeweils 92 von 100 Punkten erreichten die 2022er-Jahrgänge „Solaris“ und „Muscaris Kabinett“, der „Muscaris“ wurde zudem mit dem Sonderpreis „Bester Muscaris lieblich“ ausgezeichnet.

Bereits seit über 20 Jahren beschäftigen sich die Winzer in Rammersweier mit pilzwiderstandsfähigen Rebsorten. Auf einer Gesamtfläche von über vier Hektar, das sind rund neun Prozent der Gesamtrebfläche, werden neben “Solaris“ und Muscaris“ noch weitere Piwis wie „Sauvitage“, „Satin noir“ oder „Cabernet Cortis“ angebaut, auch gibt es eine eigene „Pioniere“-Weinlinie im Sortiment.

„Diese Neuzüchtungen des Weinbauinstituts Freiburg sind widerstandsfähig und robust gegen Pilzkrankheiten und bringen sehr gute Qualitäten mit sich. Aufgrund des reduzierten Pflanzenschutzaufwandes eignen sich Piwis besonders für Ortsrandlagen in der Nähe von Wohnhäusern“, erklärt Meinrad Hurst, Winzer und Vorstand der WG-Rammersweier.

Bei der Neuanlage von Weinbergen ist deutlich zu erkennen, dass der Anteil an „Piwi“-Flächen im Ortenaukreis steigt. Die Ortenauer Winzer seien sich einig, „ohne Piwis wird es in der Zukunft nicht mehr gehen“, erklärt Stephan Danner, Vizepräsident des Badischen Weinbauverbandes und Geschäftsführender Vorstand der Durbacher Winzer eG. Um diesen Weg weiter zu gehen, müsse aber auch der Verbraucher sich gegenüber den neuen Piwi-Sorten öffnen und bewusst konsumieren. Beim Weißwein werde der „Souvignier Gris“ bereits sehr gut angenommen. „Er ist nicht mehr vom Markt wegzudenken“, so Danner.

„Im Weinberg findet ein Umschwung statt. Piwis haben großes Potential, das erkennen immer mehr Winzer und Genossenschaften, die vermehrt auf diese Sorten setzen“, bestätigt Pflanzenproduktionsberaterin Steinmetz. „In der Ortenau gehen die Winzer noch einen Schritt weiter. Auch bei der Unkrautbekämpfung wählen die Ortenauer verstärkt nachhaltige Methoden. „Vor allem in den schwer befahrbaren Steilhängen sorgen immer öfter Schafe dafür, Gräser niedrig zu halten. Zusätzlich unterstützen sie nebenbei die Winzer noch bei der sogenannten Entblätterung der Trauben“, so Steinmetz. Herden gibt es u.a. in   Oberachern, Sasbachwalden, Durbach oder Friesenheim. Hier dürfen sie bis kurz vor der Lese in den Weinbergen grasen, bis sie dann auf Freiflächen oder Obstanlagen umgesetzt werden und die Winzer mit der Lese beginnen können.