Sprungziele
Hauptmenü
Inhalt
Datum: 27.10.2022

Mehr als nur ein Job - Zu Besuch bei einer Tagesmutter

Im Ortenaukreis betreuen aktuell 265 Tagesmütter und Tagesväter rund 600 Kinder. 366 Tageskinder sind unter drei Jahre alt. 

„Ich mache alles so, wie die Mama das auch macht - vom Essen, Wickeln, Spielen bis zum Liebhaben - und behandle die mir anvertrauten Kinder als wären es die eigenen“, so beschreibt Kindertagespflegemutter Alexandra Reichert aus Offenburg ihre Arbeitsweise. Vor 15 Jahren nahm sie ihr erstes Tageskind auf. Momentan betreut die 51-jährige, die zuvor als Kaufmännische Angestellte gearbeitet hatte, acht Kinder im Alter von null bis drei Jahren; bis zu zehn Kinder wären möglich.

„Als ich meine zweite Tochter bekam, wusste ich zunächst nicht, wo mein Kind während meiner Arbeitszeit gut betreut werden könnte“, erzählt Reichert. Bei der Ältesten hatte sie vom Arbeitgeber noch ein Angebot für eine Kinderkrippe bekommen. Nun gab es diese Option nicht mehr und Reichert beschloss, sich zur Tagesmutter fortzubilden. „Damals besuchte ich einen Kurs mit nur acht Unterrichtseinheiten. Heute ist der Anspruch an die Qualifizierung weit höher, was ich für sehr wichtig halte“, so die erfahrene Tagesmutter. „Ich hätte mir für den Einstieg schon mehr Hintergrundwissen gewünscht!“

Heute werden Tageseltern nach neuesten Standards qualifiziert und begleitet. Die Qualifizierungskurse vermitteln umfassende Kenntnisse und praktische Fähigkeiten rund um die Themen Bildung, Erziehung und Ernährung und geben Tipps für die geplante Selbstständigkeit. Zusätzlich bieten die freien Träger der Kindertagespflege kontinuierlich kostenfreie Fortbildungen. Reichert nimmt dieses Angebot mit großem Interesse und ungebrochener Begeisterung gerne an: „Kursthemen wie „Was ist Kinderschutz?“, „Sprache, Bewegung und Entwicklung für Kinder unter 3 Jahren“, „Ernährung von Kleinkindern“, „Kindliche Regressionsmuster: Erkennen –Verstehen-Handeln“, genauso wie „Kreativangebote für Kinder von 1-3 Jahren“ oder auch „Der richtige Umgang mit Eltern“ bieten mir immer wieder die Chance, mich weiterzubilden und mich mit anderen Tagesmüttern kollegial auszutauschen.“

Damit so ein Tag mit acht Kindern reibungslos funktioniert, ist laut Reichert viel Vorbereitung nötig. Ihr Arbeitstag beginnt früh: Bereits um 4:45 Uhr fängt sie an, alle organisatorischen Aufgaben zu erledigen, bevor um 5:30 Uhr das erste Kind gebracht wird. „Da kann ein Speiseplan für die nächsten vier Wochen durchaus wertvoll sein!“, erklärt Reichert. Die Tagesmutter plant genau, was eingekauft und gekocht wird, denn beim Essen legt sie viel Wert auf gute, gesunde Zutaten und frische Zubereitung. Sind alle Kinder eingetroffen, wird gemeinsam gefrühstückt. Nach einer Runde Wickeln kann der Spaß beginnen. Ob sie lieber ein Buch lesen, malen oder andere Dinge machen wollen, lässt Reichert die Kinder entscheiden. “Wichtig ist mir aber, dass wir regelmäßig an der frischen Luft sind; oft spielen wir im Garten“, betont die Betreuerin. „Und im Sommer stelle ich dort für die Kinder immer ein Planschbecken auf.“ Nach einem Vormittagsschlaf und dem gemeinsamen Mittagessen heißt es für einige Kinder schon Abschiednehmen, denn sie werden nur vormittags betreut. Für die Kinder, die länger bleiben, steht wieder Spielzeit auf dem Programm. „Ich backe auch täglich etwa Waffeln oder einen Kuchen, meist mit den Kindern zusammen, was gerade den älteren sehr viel Spaß macht“, so Reichert.

Ihre langjährige Erfahrung als Mutter und Tagesmutter hat Alexandra Reichert gelehrt, dass die Verlässlichkeit eines geregelten Tagesablaufs mit festen Ritualen den Kindern Sicherheit gibt. Auf die Frage, welche Fähigkeiten eine Kindertagespflegeperson mitbringen sollte, antwortet Reichert: „Geduld, viel Geduld.“ Sie ergänzt: „Außerdem viel Herz und wenig Berührungsängste. Und ganz wichtig ist, eine gute Mischung aus Liebe und Konsequenz zu finden.“

Andreas Spohrer, Vater eines Kindes aus Reicherts Kindertagesgruppe erzählt: „Inzwischen wird schon das dritte Kind von Frau Reichert betreut. Wir sind sehr glücklich darüber, dass in der Kindertagespflege eine so familiäre Atmosphäre herrscht. Wir geben unser Kind jeden Tag mit einem guten Gefühl bei Frau Reichert ab“, so Spohrer. Familie Spohrer hat wie viele den Weg zur Kindertagespflege durch fehlende Plätze in den Kitas gefunden. „Gerne hätten wir unseren ältesten Sohn damals früher in die Kita gegeben, was aber aufgrund des Platzmangels nicht funktionierte. Frau Reichert war für uns die perfekte Übergangslösung“, betont der Vater. Sie seien so zufrieden gewesen, dass auch Sohn Nummer zwei zunächst in der Kindertagespflege startete, bis er alt genug für die Kita war. Nun sei die jüngste Tochter bei Frau Reichert. „Aufgrund des vertrauensvollen Verhältnisses zu unserer Tagesmutter haben wir jedes Kind ein bisschen früher in die Betreuung geben können, was unserer Familie und unserem Berufsleben zu Gute kam“, so Spohrer.

„Die Kindertagespflege ist ein wesentlicher Bestandteil der Betreuung, Erziehung und Bildung von Kindern im Ortenaukreis“, erklärt Sozialdezernent Heiko Faller. „Damit stärken wir Familien und stellen sicher, dass das Angebot an qualifizierten und flexiblen Betreuungsmöglichkeiten im Ortenaukreis weiter ausgebaut werden kann. Mit etwa 600 betreuten Kindern durch aktuell 265 Tagesmütter und Tagesväter sei die Kindertagespflege eine wichtige Säule der Kinderbetreuung im Ortenaukreis und stelle eine wertvolle Ergänzung der Betreuungsangebote in Kindertagesstätten dar, so der Sozialdezernent.

„Die Kindertagespflege ist nicht nur eine für Eltern interessante und pädagogisch wertvolle Form der Kleinkindbetreuung, sie ist gleichermaßen ein abwechslungsreiches Berufsfeld, das auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmt werden kann“, betont Jugendamtsleiterin Melanie Maulbetsch-Heidt. Tagesmütter und -väter seien wichtige Bezugspersonen für die betreuten Kinder, böten ihnen Sicherheit und Orientierung im Alltag und begleiteten sie in ihrer Entwicklung. Zudem könne man in der Kindertagespflege auf die individuellen Bedürfnisse aller Beteiligten eingehen, so die Amtsleiterin.

Träger der Kindertagespflege im Ortenaukreis sind die Tageselternvereine Offenburg und Kehl sowie das Diakonische Werk im Kirchenbezirk Ortenau für die Regionen Südliche Ortenau, Kinzigtal und Achern. Sie kümmern sich um Qualifizierung, Fortbildung, fachliche Begleitung und Vermittlung der Ortenauer Tageseltern. Finanziert werden die Träger der Kindertagespflege durch Zuschussmittel aus dem Finanzausgleich, einem Landeszuschuss zur Strukturförderung für die Qualifizierung und Fortbildung sowie einem Zuschuss des Ortenaukreises.

Für alle, die Interesse an einer Tätigkeit in der Kindertagespflege haben oder auf der Suche nach einem Platz für ihr eigenes Kind sind, stehen die freien Träger der Kindertagespflege oder das Landratsamt Ortenaukreis zur Verfügung.

Tagesmutter Alexandra Reichert mit Tageskind Zoé 

Kontakt:                                                                                                                        

Lahr: Kindertagespflege Südliche Ortenau

Diakonisches Werk

Doler Platz 7, 77933 Lahr

Tel.: 07821/92376-33

E-Mail: sabine.knaeble@diakonie.ekiba.de

Offenburg: Tagesmütterverein Offenburg e.V.

Okenstraße 57, 77652 Offenburg

Tel: 0781 / 9484731

E-Mail:  info@tagesmuetterverein-offenburg.de

Kehl: Tageselternverein Kehl Hanauerland e.V.

Richard-Wagner-Str. 3, 77694 Kehl

Tel: 07851/3971

Mail: melanie.fuchs@tageselternverein-kehl.de

Achern und Kinzigtal: Kindertagespflege Achern

Diakonisches Werk

Ratskellerstr.8, 77855 Achern

Tel: 07841/684 824

E-Mail: cordula.rettig@diakonie.ekiba.de

Landratsamt Ortenaukreis, Jugendamt

Badstr. 20, 77652 Offenburg

Tel: 0781/805 6203

E-Mail: patricia.arnecke@ortenaukreis.de