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Datum: 12.04.2019

Fachtag »Kinder und häusliche Gewalt« im Landratsamt stärkt Zusammenarbeit zum Wohle der Kinder

Zum gemeinsamen Fachtag „Kinder und häusliche Gewalt – Kinder als Betroffene von Gewalt zwischen ihren Eltern“ kamen kürzlich mehr als 150 Akteure aus den Bereichen Jugendhilfe, Beratungsstellen, Kindertagesbetreuung, Schule, Gesundheitswesen, Polizei und Justiz im Landratsamt Ortenaukreis in Offenburg zusammen. Dazu eingeladen haben der Arbeitskreis Opferberatung im Ortenaukreis in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Häusliche Gewalt Offenburg und dem Verein Frauen helfen Frauen Ortenau e.V. – auch weil ein erster Fachtag zu diesem Thema im April 2018 auf außerordentliches Interesse gestoßen und dabei ein erhöhter Informationsbedarf deutlich geworden war. In zwei Hauptvorträgen und sechs vertiefenden Workshops befassten sich die Teilnehmer mit verschiedenen Aspekten des Themas.

„Mit dem Fachtag wollten wir Einblicke in die Situation der Kinder vermitteln, eine Informationsbasis für die eigene fachliche Arbeit und institutionelle Kooperation schaffen sowie die Hilfestruktur im Ortenaukreis im Sinne des Kinderschutzes stärken“, so Regina Geppert von der AG Häusliche Gewalt Offenburg. „Die Mehrheit der Frauen, die zu uns in die Fachberatungsstelle kommen, haben häusliche Gewalt als Kinder miterlebt. Wenn kein korrigierendes Eingreifen erfolgt und Gewalt als einzige Konfliktlösungsmöglichkeit erlernt wird, steigt das Risiko, dass Kinder als Erwachsene später selbst zu Opfern oder Tätern werden“, hob auch Monika Strauch vom Verein Frauen helfen Frauen Ortenau die Notwendigkeit der Veranstaltung und der Netzwerkarbeit hervor.

Johanna Quinten vom Sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitut für Geschlechterfragen in Freiburg ging in ihrem Vortrag auf Auswirkungen von Gewalt zwischen Eltern auf Kinder ein und zeigte Möglichkeiten der Unterstützung und Prävention auf. Das Miterleben von Gewalt in Paarbeziehungen bedeute psychische Gewalt für Kinder und Jugendliche, so die Referentin. Ihnen werde jedoch häufig vermittelt, dass dies Privatsache sei und andere nichts angehe. Für diese belastende Situation seien vernetzte Unterstützungsangebote unerlässlich.

Katrin Boger vom Weiterbildungszentrum für Pädagogik und Psychologie in Aalen ergänzte diese Informationen um traumapädagogische Aspekte. „Ein Trauma kann sich nicht verwachsen, es bleibt bis zu seiner Verarbeitung immer aktiv.“ Betroffene Kinder brauchen Unterstützung von außen, so die Expertin. Diese müsse in der alltäglichen Arbeit, etwa in Kindertagesstätten und Schulen, ansetzen und gegebenenfalls therapeutisch ergänzt werden. „Kinder brauchen sichere Orte mit Transparenz, Verlässlichkeit und Berechenbarkeit“, so Boger.

Im Fokus der Workshops standen unter anderem Unterstützungsangebote in Kindertagesstätten, das Führen von Elterngesprächen, Unterstützungsprojekte durch Gleichaltrige sowie der Umgang mit Kinder bei polizeilichen Interventionen.

Mit der Resonanz und den Ergebnissen der Veranstaltung zufrieden zeigte sich Ullrich Böttinger, Leiter des Amts für Soziale und Psychologische Dienste und verantwortlich für den Arbeitskreis Opferberatung im Ortenaukreis: „Die Auswirkungen auf Kinder als Zeugen häuslicher Gewalt sind in den vergangenen Jahren verstärkt in den Fokus gerückt. Die breite interdisziplinäre Beteiligung an den beiden Fachtagen zeigt dies deutlich. Die Veranstalter werden die Tagungsergebnisse genau auswerten und schauen, wie diese in die Weiterentwicklung der Versorgungs-, Angebots- und Vernetzungsstrukturen im Ortenaukreis einfließen können.“

Hintergrundinformationen: Kontaktdaten für Betroffene
Frauen:
Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen" ist ein bundesweites Beratungsangebot für Frauen, die Gewalt erlebt haben oder noch erleben. In einer anonymen und kostenfreien Telefon- und Online-Beratung finden sie rund um die Uhr Unterstützung. Weitere Informationen unter: https://www.hilfetelefon.de/

Kinder:

  • Fachberatungsstelle Häusliche Gewalt, Frauen helfen Frauen Ortenau e.V., Ortenberger Straße 2, 77654 Offenburg, Telefon 0781 34311
  • Psychologische Beratungsstelle Achern, Illenauer Allee 57, 77855 Achern, Telefon 07841 6048 4400
  • Psychologische Beratungsstelle Haslach, Sandhaasstr. 4, 77716 Haslach, Telefon 07832 999 55 300
  • Psychologische Beratungsstelle Kehl, Rheinstraße 33, 77694 Kehl, Telefon 07851 89974-0
  • Psychologische Beratungsstelle Lahr, Willy-Brandt-Str. 11, 77933 Lahr, Telefon 07821 9157-0
  • Psychologische Beratungsstelle Offenburg, Okenstraße 26, 77652 Offenburg, Telefon 0781 790120