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Datum: 01.06.2022

Amt für Waldwirtschaft und Forstliche Betriebsgemeinschaften auf gemeinsamer Exkursion im Landkreis Waldshut

Wald fit für den Klimawandel machen

Trockenheit im Frühjahr, Waldbrände, Starkregenereignisse und Stürme gab es bereits seit jeher – allerdings nimmt deren Häufigkeit und Intensität aufgrund des Klimawandels in den vergangenen Jahren in unseren Breitengraden deutlich zu, sagt Hans-Georg Pfüller, Leiter des Amtes für Waldwirtschaft des Ortenaukreises. „Noch scheint der Ortenaukreis eine ´grüne Insel´ zu sein, aber tatsächlich klopft der Klimawandel auch bei uns schon mächtig an die Tür!“, so Pfüller.  Wie sich die Folgen des Klimawandels in Zusammenhang mit einer heftigen Borkenkäfermassenvermehrung auswirken, lässt sich auf Waldflächen im Landkreis Waldshut sehr anschaulich beobachten. Um sich dort unmittelbar einen persönlichen Eindruck zu verschaffen, lud das Amt für Waldwirtschaft Vertreter der Forstlichen Betriebsgemeinschaften im Ortenaukreis kürzlich zu einer Exkursion nach Waldshut ein. „Die Forstlichen Betriebsgemeinschaften sind für uns ausgesprochen wichtige Partner, wenn wir die privaten Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer für die Folgen des Klimawandels sensibilisieren und über Anpassungsstrategien informieren möchten“, so Pfüller.
Ein eindrückliches Bild zeigten die ausgewählten Waldbestände in Waldkirch. „Wir erlebten ausgedehnte Schadflächen und massive Ausfälle in der zunehmend klimalabilen Fichte. Zu sehen waren aber auch sehr anschauliche Bemühungen zur Wiederbegründung einer neuen, vielfältigeren und klimastabileren Waldgeneration“, berichtet Pfüller.
„Hier geht es nicht nur um erhebliche Vermögensverluste für die Waldbesitzer, sondern um die Erhaltung aller Waldfunktionen, also auch um die wichtige Rolle des Waldes für den Naturschutz, das Landschaftsbild und den Tourismus“, ergänzt Simeon Wiegert vom Amt für Waldwirtschaft, der zusammen mit dem Team des Kreisforstamtes Waldshut und dem Regierungspräsidium Freiburg die Exkursion organisierte. Auf rund 750 Metern Meereshöhe rund um die Brauerei Waldhaus besuchten die Exkursionsteilnehmer unter fachkundiger Leitung der Waldshuter Forstleute verschiedene Waldflächen. „Diese Waldbilder zu sehen ist informativ, aber auch erschreckend. Das stimmt einen schon sehr nachdenklich!“, erklärten die FGB-Vorsitzenden.

Was bedeutet dies nun für die weitere Arbeit im Ortenaukreis? „Die vielen Erfahrungswerte in der Waldbewirtschaftung, die Generationen vor uns gesammelt haben, sind quasi ein Blick in den Rückspiegel“, stellt Amtsleiter Pfüller fest. „Bei aller Unsicherheit von Prognosen zum Klimawandel und dessen Folgen ist der Gesamttrend leider immer klarer. Wir müssen dringend handeln! Im Vergleich zum Raum Waldshut haben wir im Ortenaukreis bislang noch eine recht stabile Situation unserer Wälder. Das ist für uns eine wichtige Chance, die wir unbedingt nutzen müssen, um unsere Wälder auf den zwangsläufig kommenden Umbauprozess vorzubereiten.“


Nach Einschätzung der Fachleute des Amtes für Waldwirtschaft geht es vor allem darum, klimabedingte Risiken soweit wie möglich zu minimieren. Gleichzeitig sollen für die kommenden Phasen des Klimawandels möglichst vielfältige, flexible Handlungsmöglichkeiten in den Wäldern geschaffen werden. Dies gelinge vor allem durch eine möglichst große Baumartenvielfalt und durch eine regelmäßige Pflege der Waldbestände, um die Bäume so vital wie möglich durch Trockenjahre zu bringen. Und nicht zuletzt gehe es auch um die Höhe des „Risikokapitals“ im Wald: Ungepflegte oder deutlich zu massereiche Bestände würden in Krisenjahren viel zu schnell den immer häufigeren Schadereignissen zum Opfer fallen. Wolfgang Walz, Revierleiter in Albbruck im Landkreis Waldshut, brachte dies im Rahmen der Diskussion vor Ort in einem abgestorbenen Fichtenbestand auf den Punkt: „Haut Holz! Lieber gebe ich dem Staat 30 Prozent Steuern als dem Borkenkäfer alles!“.

„Wir nehmen von hier sehr vielfältige Eindrücke mit in den Ortenaukreis“, dankte Pfüller dem Team des Kreisforstamtes Waldshut sowie beim Fachbereich Waldbau des Regierungspräsidiums Freiburg für die Vorbereitung und Durchführung der Exkursion. „Damit haben wir weitere wertvolle Erfahrungswerte, die uns dabei helfen, unsere Waldbesitzenden bei der Erarbeitung von individuellen Anpassungsstrategien zu unterstützen“. Dies werde in den kommenden Jahren ein zentraler Aufgabenbereich des Amtes für Waldwirtschaft als Dienstleister für den Privat- und Kommunalwald im Ortenaukreis sein, schloss Pfüller.