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Datum: 02.05.2019

Acherner Eiche für das Pfahlbaumuseum in Unteruhldingen

Eine alte Eiche aus dem Illenauer Wald wird zum Einbaum

Eine stattliche Alteiche aus dem Illenauer Wald bei Achern wird noch in diesem Jahr von einem Spezialunternehmen nach Unteruhldingen transportiert. Dort wird sie als Nachbildung des ältesten Einbaums der Bodenseeregion im Pfahlbaumuseum Unteruhldingen ausgestellt.

Revierleiter Peter Schmiederer vom Amt für Waldwirtschaft im Landratsamt Ortenaukreis erklärt, wie es dazu kam: „Diese alte Eiche ist letztes Jahr aufgrund der Trockenheit vollständig abgestorben, stand jedoch in unmittelbarer Nähe eines bebauten Grundstücks. Komplett abgestorbene Eichen stürzen innerhalb weniger Jahre um. Daher mussten wir diesen Baum aus Gründen der Verkehrssicherheit fällen. Der Stamm hat einen Durchmesser von 1,13 Metern und ist 8,8 Meter lang. Er passt perfekt für ein Projekt des Pfahlbaumuseums Unteruhldingen am Bodensee.“

„Dort wurde letztes Jahr im Bodensee auf bayrischer Seite bei Wasserburg in fünf Metern Tiefe der älteste je im Bodensee gefundene Einbaum entdeckt“, so Museumsdirektor Professor Gunter Schöbel. „Er stammt aus der Bronzezeit aus dem 12. Jahrhundert vor Christus. Es war ein sehr großer Baum, wie man ihn heute nur noch selten findet. Diesen Einbaum wollen wir nun im Pfahlbaumuseum nachbauen.“

„Wir sind sehr glücklich, dass wir nach langer Suche und durch die Vermittlung der Forstdirektion Freiburg jetzt in Achern dazu den passenden Baum gefunden haben“, so Schöbel weiter. Einbäume seien frühe Wasserfahrzeuge, die aus einem großen Baum bestehen, der von Hand mit Werkzeugen ausgehöhlt wurde. Der richtige Baum müsse eine bestimmte Länge und Breite haben. Das Holz dürfe bei der Bearbeitung nicht reißen und sich nicht spalten. Deswegen seien nicht alle Bäume geeignet. Der Baum im Illenauer Wald entspreche auch aufgrund seiner Schädigung annähernd dem Vorbild von vor 3.000 Jahren. Die holzanalytischen Daten der bayrischen Denkmalpflege deckten sich ebenfalls ziemlich genau mit dem Original.

Schmiederer: „Dieser Baum war ökologisch wertvoll, da er vielen auch besonders geschützten Tierarten Lebensraum bot. Man fällt solche Bäume erst, wenn sie schadhaft oder krank sind und eine Gefahr darstellen.“ Denn jede alte Eiche habe viele für den Naturschutz wertvolle Strukturen von einfachen abgestorbenen Ästen über Rindentaschen, also vom Stamm abgelöste abstehende Rindenteile,  bis hin zu Spechthöhlen oder sehr seltenen Mulmhöhlen, die meist durch Astabbrüche entstehen. „Im Staatswald stellen wir den Artenschutz schon seit vielen Jahren mit unserem Alt-und Totholzkonzept auf großer Fläche sicher“, so Schmiederer weiter. „Wir fällen nur einzelne Bäume und das auch nur, wenn die geschützten Arten auf der Restfläche genügend geeignete Lebensräume finden. Das kann ich für den Illenauer Wald bestätigen; auf einer Fläche von etwa fünf Hektar befinden sich dort rund 100 alte Eichen. Im Ortenaukreis stehen übrigens laut Bundeswaldinventur die dicksten Eichen Deutschlands.“

Professor Schöbel erläutert die nächsten Projektschritte: „Nach dem Transport an den Bodensee noch in diesem Jahr werden wir die abschließenden Untersuchungen in München und am Bodensee abwarten. Im Frühjahr 2020 werden wir uns dann an die Rekonstruktion des Einbaums machen. Unterstützt werden wir im Rahmen des europäischen Kulturjahres durch das europäische Projekt „sharing heritage“. Ohne diese Unterstützung hätten wir uns wohl diesen altehrwürdigen Stamm für unser experimentalarchäologisches Projekt nicht leisten können.“