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Datum: 27.07.2023

»Kinderbetreuungsnot« auch im Ortenaukreis angekommen
Jährliches Gemeinde- und Trägerforum des Ortenaukreises für Kommunen und Träger von Kindertageseinrichtungen

Das Landratsamt Ortenaukreis lud vergangene Woche die Gemeinden und Träger der Kindertagesbetreuung im Landkreis zum jährlich stattfindenden Gemeinde- und Trägerforum ein. Im Rahmen der Veranstaltung wurden die verschiedenen Akteure über aktuelle Entwicklungen in der Kindertagesbetreuung informiert und hatten die Möglichkeit sich miteinander auszutauschen. „Ein großer Dank gilt den Kommunen für den immensen Ausbau der letzten Jahre. Trotz allem wird es zukünftig weiterhin schwierig sein, genügend bedarfsgerechte Angebote zur Verfügung zu stellen“, so Sozialdezernent Heiko Faller, der sich über die rege Teilnahme und Vernetzung der Verantwortlichen im Ortenaukreis freute.

Der erste Teil der Veranstaltung widmete sich dem Thema „Inklusion in der Kindertagesbetreuung“, welche durch knappe Personal- und Raumressourcen immer herausfordernder werden wird. Magdalena Maack vom Forum für Frühkindliche Bildung des Kultusministeriums legte ihrem Vortrag ein breites Inklusionsverständnis zu Grunde, nach dem jedes Kind ein Recht auf gleichberechtige Bildungschancen und soziale Teilhabe hat. „Inklusion“, so Maack, „kann nur gelingen, wenn in der Einrichtung an deren Verwirklichung täglich gearbeitet wird.“

Im zweiten Teil des Forums lag der Fokus auf der aktuellen Betreuungskrise in der Kindertagesbetreuung. Auch im Ortenaukreis ist die landes- und bundesweite Mangelsituation an Betreuungsplätzen und pädagogischem Fachpersonal angekommen und spürbar. „Die Kindertagesbetreuung stellt Eltern, Träger, Gemeinden und den öffentlichen Träger der Jugendhilfe zunehmend vor komplexe Herausforderungen“, so Faller. „Viele Träger von Kindertageseinrichtungen kämpfen mit zunehmendem Fachkräftemangel und begrenzten Ressourcen“, so der Dezernent weiter. Im Ortenaukreis fehlen aktuell rund 900 Betreuungsplätze, so dass viele Städte und Gemeinden nicht mehr in der Lage sind, den Rechtsanspruch auf Betreuung sicherzustellen. Ein alternativer Lösungsansatz für fehlende Betreuungsplätze im Krippen- und Kindergartenbereich stellt die Kindertagespflege dar. Die Fachberaterinnen Patricia Arnecke und Noelle Wagner vom Diakonischen Werk Kindertagespflege stellten das neue Konzept der Großtagespflege im Ortenaukreis vor. Mit der Konzeption gibt es erstmals einen einheitlichen Wegweiser für Tagespflegpersonen, die außerhalb ihres eigenen Haushalts Kinder betreuen möchten. Es finden sich alle Anforderungen gebündelt in einem Papier, was für alle beteiligten Stellen eine wesentliche Erleichterung darstellt.

In seinem Vortrag stellte Joachim Fiebig vom Kommunalverband für Jugend und Soziales eindrücklich die aktuellen Herausforderungen im Feld der Kindertagesbetreuung und mögliche Lösungsansätze dar. Für Fiebig ist „klar, dass allein auf die einzelne Kommune bezogene Lösungsansätze nicht mehr funktionieren können.“ Dies gelte insbesondere im Hinblick auf den kommenden Rechtsanspruch auf ganztägige Betreuung für Grundschulkinder. „Zusätzlich zu den bestehenden Herausforderungen wird der ab 2026 geltende Rechtsanspruch für Grundschulkinder im Zentrum der gemeinsamen Planungen in den nächsten Jahren stehen“, so Susanne Linnenberg, Jugendhilfeplanerin im Jugendamt, die die Ergebnisse der jährlichen Gemeindebefragung des Ortenaukreises vorstellte. Die ungünstigen Rahmenbedingungen, wie der Fachkräftemangel, spitzen sich laut Linnenberg jedoch weiter zu.