Sprungziele
Hauptmenü
Inhalt

Weltflüchtlingstag 2025: Ortenaukreis passt Kapazitäten an - Integration gelingt dank starkem Engagement von Kommunen und Ehrenamt

Zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni zieht der Ortenaukreis eine differenzierte Bilanz seiner Flüchtlingsaufnahme und -integration: Nach drei Jahren mit sehr hohen Zugangszahlen ist im Jahr 2025 eine spürbare Entspannung eingetreten. Gleichzeitig nutzt der Landkreis die Phase reduzierter Zugänge, um Unterbringungsstrukturen zukunftsfähig neu auszurichten – und würdigt das beachtliche Engagement der Städte, Gemeinden und ehrenamtlich tätigen Bürgerinnen und Bürger. Bis Ende Mai 2025 wurden 245 Asylbewerber sowie 85 geflüchtete Menschen aus der Ukraine neu in die vorläufige Unterbringung des Ortenaukreises aufgenommen. Im Vergleich zu den Vorjahren bedeutet dies einen deutlichen Rückgang. „Diese Entwicklung bringt dem Kreis eine dringend benötigte Atempause“, erklärt Alexandra Roth, Dezernentin für Infrastrukturen, Baurecht und Migration. „Wir nutzen diese Phase, um unser Unterbringungssystem strategisch und wirtschaftlich neu auszurichten.“ Zum Stichtag Ende Mai waren insgesamt 1.492 Personen in den aktuell 30 Gemeinschaftsunterkünften des Kreises untergebracht. Der Großteil der Bewohnerinnen und Bewohner stammt aus der Türkei (ca. 40 %), gefolgt von Geflüchteten aus Afghanistan (14 %) und Syrien (13 %). Insgesamt leben Menschen aus rund 30 verschiedenen Nationen gemeinsam in den Einrichtungen des Landkreises.

Kapazitätsanpassung mit Augenmaß

Derzeit hält der Ortenaukreis noch 2.168 Plätze in der vorläufigen Unterbringung vor. Bereits im ersten Halbjahr 2025 konnten 161 Plätze abgebaut werden. Von den aktuell zehn noch in Betrieb befindlichen Containeranlagen werden bis Jahresende drei geschlossen. „Containeranlagen sind zwar eine schnelle Lösung in akuten Situationen, aber sie sind teuer und auf Dauer nicht tragfähig“, so Roth. Deshalb wird die niedrigere Belegungssituation genutzt, um auf nachhaltigere und wirtschaftlichere Unterbringungsformen umzusteigen.

In Achern wird im Laufe des Sommers eine neu errichtete Unterkunft eröffnet. Vor der Belegung wird interessierten Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zur Besichtigung gegeben. Die Gesamtzahl der Unterbringungsplätze soll bis Anfang 2026 auf 1.912 reduziert werden. Für vier weitere Containeranlagen laufen im kommenden Jahr die Mietverträge aus – ihr Abbau ist abhängig von der weiteren Entwicklung der Zugangszahlen. „Wir beobachten das weltpolitische Geschehen sehr genau“, betont Roth. „Eskalationen wie aktuell im Nahen Osten müssen wir in unseren Planungen stets mitdenken.“

Kommunale Verantwortung und Integrationsarbeit auf hohem Niveau

Die Integration von Geflüchteten gelingt im Ortenaukreis seit Jahren in enger Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden. In den vergangenen zwölf Jahren wurden über 12.000 Geflüchtete aus der vorläufigen Unterbringung in die sogenannte Anschlussunterbringung überführt – eine Leistung, die Roth ausdrücklich würdigt: „Die Städte und Gemeinden im Ortenaukreis haben Gewaltiges geleistet. Mit ihren gezielten Anstrengungen vor Ort haben sie entscheidend dazu beigetragen, dass sich viele Menschen in unserer Region rasch zurechtfinden und ein neues Leben aufbauen konnten“, dankt die Dezernentin.

In der vorläufigen Unterbringung stehen Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter des Landratsamts als Ansprechpartner zur Verfügung. In der Anschlussunterbringung übernehmen kommunale Integrationsmanager die weitere Betreuung. Mit jeder geflüchteten Person wird eine individuelle Integrationsvereinbarung abgeschlossen, um Hemmnisse frühzeitig zu erkennen und gezielt abzubauen – sei es in Sprache, Bildung, Arbeit oder Wohnraum.

Zuwanderung verändert die Gesellschaft – Integration zeigt Wirkung

Neben dem hauptamtlichen System tragen auch viele ehrenamtlich engagierte Menschen maßgeblich zum Gelingen der Integration bei. Ob in Helferkreisen, Vereinen oder als Einzelpersonen – ihr Einsatz prägt das gesellschaftliche Miteinander und unterstützt unzählige Lebenswege. „Ohne unsere engagierten Bürgerinnen und Bürger wären viele Erfolgsgeschichten nicht denkbar“, so Roth. „Ihr Engagement verdient größten Respekt und Dank.“

Auch die Bevölkerungsstatistik im Ortenaukreis spiegelt die globalen Fluchtbewegungen wider: Zum Jahresende 2024 war die ukrainische Staatsangehörigkeit bereits die zweitgrößte unter den ausländischen Bevölkerungsgruppen – direkt nach Rumänien. Syrien liegt ebenfalls unter den Top Fünf. Dennoch stammen etwa 42 Prozent aller ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Mitgliedsstaaten der Europäischen Union.

Ein deutliches Zeichen erfolgreicher Integration ist die hohe Zahl an Einbürgerungen: Im Jahr 2024 erhielten 1.260 Menschen im Ortenaukreis die deutsche Staatsbürgerschaft – so viele wie nie zuvor. Auch 2025 deutet sich eine anhaltend hohe Nachfrage an. „Die Entscheidung zur Einbürgerung ist ein starkes Bekenntnis zur demokratischen Gesellschaft“, so Roth abschließend. „Sie zeigt, dass Integration nicht nur gelingt, sondern gelebt wird.“

17.06.2025