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Datum: 24.08.2021

Kindern ein Zuhause auf Zeit bieten

Ortenaukreis sucht Bereitschaftspflegefamilien

Wenn Familien in eine akute Notsituation geraten und die Kinder nicht in ihrer eigenen Familie bleiben können, hilft das Jugendamt des Ortenaukreises weiter. „Bei Kindeswohlgefährdungen müssen wir das Kind manchmal sofort in Obhut nehmen“, erklärt Heiko Faller, Leiter des Jugendamtes im Ortenaukreis. „Wir bringen die Kinder dann vorübergehend entweder in einer Einrichtung der Jugendhilfe oder aber in einer Bereitschaftspflegefamilie unter. Dafür suchen wir immer wieder neue Pflegefamilien.“

„In rund zwei Dritteln aller Fälle ist eine Inobhutnahme der Grund für die Unterbringung der jungen Menschen in einer Bereitschaftspflegefamilie“, so der Amtsleiter. „Die Kinder kommen damit in der Regel aus sehr belasteten Verhältnissen und Lebenssituationen. Für die Aufnahme eines Kindes im Rahmen der Bereitschaftspflege und die folgende Situationsklärung braucht es deshalb ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen, Offenheit, Belastbarkeit und Flexibilität.“ Deshalb sei Voraussetzung, dass die Person, welche hauptsächlich die Betreuung und Versorgung übernimmt, eine pädagogische Ausbildung wie etwa Erzieherin oder Erzieher oder auch im Bereich der Kinderkrankenpflege vorweisen kann und nicht oder nur geringfügig berufstätig ist. „Zudem sollten Bereitschaftspflege-Personen Freude am Umgang mit Kindern oder Jugendlichen, praktische Erziehungserfahrung und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der Herkunftsfamilie und mit dem Jugendamt haben“, so Faller.

Während der Unterbringung in der Bereitschaftsfamilie, die von einigen Tagen bis zu mehreren Wochen oder Monaten andauern kann, wird die weitere Perspektive des Kindes geklärt. Die Unterbringung in Bereitschaftspflege bewirkt laut Faller für die Herkunftsfamilien kurzfristige Hilfe und Entlastung, sorgt wenn nötig für den Schutz des Kindes und ermöglicht im besten Fall den Beteiligten, gemeinsam eine tragfähige Zukunftslösung zu entwickeln. Die Bereitschaftspflege-Personen tragen aktiv dazu bei, die für das Kind entwickelte Perspektive umzusetzen. Dabei müssen alle Mitglieder der Bereitschaftspflegefamilie darauf eingestellt sein, sich zu gegebener Zeit wieder von dem aufgenommenen Kind verabschieden zu müssen. Denn die weitere Perspektive kann eine Rückkehr zu den Eltern oder zu einem Elternteil, eine weitere Unterbringung in einer Vollzeitpflegefamilie, in einer sonstigen stationären Wohnform oder einem Heim sein.

Im Ortenaukreis gibt es derzeit fünf Bereitschaftspflegefamilien. „Unsere Bereitschaftspflegefamilien melden uns immer wieder zurück, dass diese Aufgabe – auch wenn sie mit einem hohen Maß an Verantwortung und Herausforderungen für die bestehende Familienstruktur verbunden ist - eine sehr erfüllende und wertvolle Aufgabe ist“, erklärt Manuela Bruder, beim Jugendamt zuständig für die Betreuung der Bereitschaftspflegefamilien und die Koordination der Belegungen. „Um gut vorbereitet zu sein, suchen wir Fachkräfte, die Interesse an dieser Aufgabe haben und sich vorstellen können, Kindern ein Zuhause auf Zeit zu bieten. Wir bieten selbstverständlich fachliche Vorbereitung, Begleitung, Gruppensupervision und Fortbildung sowie die Zahlung eines angemessenen Pflegegeldes“, so Bruder. „Das Pflegegeld umfasst den Lebensunterhalt der untergebrachten Kinder und einen angemessenen Anteil für den erzieherischen, pflegerischen und organisatorischen Aufwand der Bereitschaftspflegefamilie.“

Pflegestellenkoordinatorin Manuela Bruder freut sich über neue Interessentinnen und Interessenten für diese verantwortungsvolle Tätigkeit unter Telefon 0781 805 9761 oder E-Mail (pflegestellenkoordination@ortenaukreis.de).

Statistik

2019 wurden 35 Kinder in Bereitschaftspflege untergebracht, 2020 insgesamt 25 Kinder und in 2021 gab es bislang acht solcher Unterbringungen. Insgesamt waren 38 der untergebrachten Kinder Mädchen und 30 Jungen. Rund drei Viertel der Kinder waren jünger als 13 Jahre. Durchschnittlich verbrachten die Kinder rund drei Monate in der Bereitschaftspflegefamilie.