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»Gesamtstrategie Zuwanderung« des Ortenaukreises: Ein landesweit einzigartiges Konzept

Viele Projekte und Maßnahmen werden bereits umgesetzt

Um die zahlreichen, insbesondere seit 2015 zugewanderten Menschen in den Ortenaukreis zu integrieren, hat Landrat Frank Scherer bereits zu Beginn der sich abzeichnenden Flüchtlingswelle die Erarbeitung einer „Gesamtstrategie Zuwanderung“ initiiert. „Integration ist immer eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft. Deshalb war es mir wichtig, diese Herausforderung gesamthaft und strategisch anzugehen, ausgehend vom Landratsamt als großer Bündelungsbehörde, aber in engem Zusammenspiel mit allen Partnern in Verwaltung und dem Ehrenamt“, erläutert der Landrat. Ergebnis der gemeinsamen Arbeit ist ein Strategiepapier das über 60 Projekte und Maßnahmen in den verschiedensten Lebensbereichen umfasst. Es wurde im November 2016 vom Kreistag verabschiedet. Viele der Vorhaben hat das Landratsamt bereits umgesetzt oder eingeleitet.

Zu den bereits früh in Angriff genommenen strategischen Maßnahmen gehört etwa die ausgewogene Verteilung der Zuwanderer auf die Städte und Gemeinden im Ortenaukreis. „Sowohl bei der Zuteilung der neu zu uns kommenden Menschen als auch bei deren Weiterverteilung innerhalb des Kreises berücksichtigen wir die bisherigen Belastungen der Kommunen in der vorläufigen Unterbringung, in der Anschlussunterbringung, durch Unbegleitete minderjährige Ausländer (UMA) und ab 2017 auch durch den Familiennachzug“, beschreibt Michael Loritz, der für Migration zuständige Dezernent das Unterbringungskonzept des Ortenaukreises.

Um dem erheblichen Anstieg der prognostizierten Flüchtlingszahlen personell und organisatorisch zu begegnen, hat der Ortenaukreis seit 2016 sukzessive neue Stellen, insbesondere in dem am stärksten betroffenen Migrationsamt und im für die UMA verantwortlichen Jugendamt, geschaffen. Bereits kurz nach Einsetzen des Flüchtlingsstroms wurde eine Lenkungsgruppe zur regelmäßigen Koordination der betroffenen internen wie externen Fachbereiche eingerichtet. Zudem steht den zahlreichen freiwilligen Helfern schon seit Herbst 2015 eine Ansprechpartnerin beratend und koordinierend zur Seite und es gibt regelmäßige Raumschaftstreffen sowie Schulungen speziell für Ehrenamtliche.

Auch was die Integration durch Sprache, Bildung und Kultur anbetrifft, hat der Ortenaukreis mittlerweile zahlreiche Vorhaben im Rahmen der Gesamtstrategie in die Wege geleitet. So bietet der Sozialdienst des Migrationsamts neben regelmäßigen Sprechstunden auch gemeinsam mit verschiedenen Kooperationspartnern Sprachkurse ebenso wie Seminare zur Erstorientierung und Wertevermittlung an. Mit bis zu 20 neuen Integrationsmanagern werden in Zukunft auch die Zuwanderer in der Anschlussunterbringung, die langfristig im Land bleiben, sozialpädagogisch begleitet. Zehn Stellen in diesem Aufgabenbereich wurden bereits im November 2016 bewilligt. Auch hat der Verwaltungsausschuss des Kreistags kürzlich die Einrichtung einer Rückkehrberatung beschlossen, um geflüchtete Menschen, die aufgrund geringer Anerkennungschancen bereit sind freiwillig auszureisen, zu unterstützen.

Damit sich die Zukunftschancen jüngerer Zuwanderer erhöhen, hat der Ortenaukreis an seinen Beruflichen Schulen im Schuljahr 2016/2017 rund 400 Schüler in 24 VABO-Klassen (Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf ohne Deutschkenntnisse) unterrichtet. Seit 2017 gibt es zwei Bildungskoordinatoren, welche die Bildungsangebote für Neuzugewanderte vom Kindergarten bis zur Hochschule erfassen, transparent machen und vernetzen.
Die Einrichtung des Zentrums zur beruflichen Integration von Flüchtlingen (ZIF) als gemeinsame Anlaufstelle der Kommunalen Arbeitsförderung (KOA) und der Agentur für Arbeit ist ein weiterer wichtiger Integrationsbaustein, der frühzeitig angegangen wurde. Überdies wurden im Ortenaukreis mit sogenannten Flüchtlingsintegrationsmaßnahmen (FIM) bei Kommunen, staatlichen oder gemeinnützigen Trägern Arbeitsgelegenheiten für Flüchtlinge geschaffen, die durch Bundesmittel finanziert werden. Aktuell sind im Ortenaukreis über 100 solcher Stellen besetzt, beispielsweise beim Straßenbauamt des Landratsamts und bei Bauhöfen der Ortenauer Kommunen.

Zu den zahlreichen kulturellen Integrationsmaßnahmen im Zuge der „Gesamtstrategie Zuwanderung“ zählt etwa die diesjährige Sonderausstellung „Keine Heimat mehr? Geschichten von Flucht und Heimkehr“ im kreiseigenen Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach. Hinzu kommen verschiedene museumspädagogische Programme, wie die kürzlich durchgeführten Projekttage unter dem Motto „Alle miteinander!“, an denen rund 120 Kinder und Jugendliche teilgenommen haben. Auch das BAAL novo Theater Eurodistrict beteiligt sich an der Gesamtstrategie mit Theaterprojekten wie dem Stück „Im Wartesaal der Träume“, das im Juni von einem Amateurensemble aus Flüchtlingen, Migranten und Deutschen vor der Sonderausstellung des Freilichtmuseums präsentiert wurde.

Zahlreiche weitere Einzelprojekte wurden bereits gestartet, andere befinden sich in Planung oder können erst nach Zustimmung der verantwortlichen Gremien oder unter Beteiligung Dritter präzisiert werden. Um der Dynamik im Bereich der Zuwanderung gerecht zu werden, wird die Gesamtstrategie auch in Zukunft im Wechselspiel zwischen Kreisverwaltung und Kreispolitik fortgeschrieben.

Die Gesamtstrategie Zuwanderung in voller Länge
Die „Gesamtstrategie Zuwanderung“ steht allen Bürgerinnen und Bürgern sowie Interessierten auf unserer Internetseite unter https://www.ortenaukreis.de/media/custom/2390_2425_1.PDF?1479984584 zur Verfügung.