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Datum: 07.05.2020

Rückkehrberatung des Ortenaukreises arbeitet erfolgreich

61 Menschen freiwillig in ihr Heimatland zurückgekehrt

Die Rückkehr- und Perspektivberatung, die der Ortenaukreis im Herbst 2018 eingerichtet hat, kann gute Ergebnisse vorlegen. Ziel der Beratungsstelle ist es, Zuwanderern, die aufgrund geringer Anerkennungschancen bereit sind freiwillig in ihr Heimatland zurückzugehen, zu unterstützen. In den vergangenen 20 Monaten haben die zwei Rückkehrberaterinnen 61 Menschen erfolgreich dabei begleitet, gute Lösungen für die Menschen zu finden und damit langfristig das Sozialsystem zu entlasten. Die Finanzierung der Beratungsstelle wird zu einem großen Teil vom Land Baden-Württemberg getragen.

„Das Gespräch mit Ihnen hat mir wieder Hoffnung gegeben. Vielen, vielen Dank!“, sagt ein junger Mann aus Nigeria, der kein Bleiberecht in Deutschland und Angst vor einer Abschiebung hat. „Wie gut, dass ich bei Ihnen Rat und Hilfe gefunden habe. Nun kann ich mit gutem Gefühl in meine Heimat zurückkehren“, so der Mann. „Mit gutem Gefühl in die Heimat zurückkehren, das heißt zum einen, eine Perspektive für den Neuanfang zu haben, aber auch gegenüber der Familie nicht als Versager zurückzukehren“, erklärt Rückkehrberaterin Ingeborg Zechmeister. „Denn viele Flüchtlinge, insbesondere aus Afrika, tragen eine schwere Bürde, wenn sie nach Europa kommen. Die Familie hat viel Geld für die Flucht gespart und erwartet nun finanzielle Unterstützung vom Ausgereisten“, so Zechmeister weiter. Abgeschoben zu werden und mit leeren Händen nach Hause zu kommen, führe zur Stigmatisierung und nicht selten zum Ausschluss aus der Sippe.

Genau hier setzt die Rückkehrberatung an: Welche Perspektiven gibt es im Heimatland, welche beruflichen Vorkenntnisse oder Fähigkeiten bringt der Flüchtling mit, wo braucht er gegebenenfalls Unterstützung, um nachhaltig im Heimatland wieder Fuß fassen zu können? Im Beratungsgespräch wird ausführlich die persönliche Situation exploriert und gemeinsam nach sinnvollen Perspektiven gesucht. Dabei ist kein Fall wie der andere: Manche Klienten oder Klientinnen möchten einfach nur schnell zurück, weil die Eltern krank sind, andere kommen mit gescheiterten Hoffnungen und wollen sich mit Hilfe der Projektpartner im Heimatland eine neue Zukunft aufbauen.

„Die Arbeit erfordert Einfühlungsvermögen und ist emotional oft herausfordern. Es ist aber auch hochinteressant, sich mit unterschiedlichen Menschen und Ländern auseinanderzusetzen und wir sind froh, dass wir den Rückkehrern behilflich sein können“, erklärt Rückkehrberaterin Regina Zeferer. Als Teil des Migrationsamts profitieren die Beraterinnen von der ausländerrechtlichen Expertise der Kolleginnen und Kollegen. Wichtigste Kooperationspartner bei der Organisation und Finanzierung der Rückreisen sind die Internationale Organisation für Migration (IOM) sowie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Entsprechend deren Standards ist die Beratung immer individuell, ergebnisoffen und auf Wunsch auch anonym.

Aufgrund der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Reisebeschränkungen sind derzeit freiwillige Ausreisen nicht möglich. Beratungen finden jedoch weiterhin statt, allerdings ausschließlich mit vorheriger konkreter Terminvereinbarung und mit Mund-Nasenschutz. Zudem sind die Beraterinnen telefonisch, auf dem Postweg oder per E-mail erreichbar. Informationen zur Rückkehrberatung des Ortenaukreises und deren Kontaktdaten finden Interessierte unter https://www.ortenaukreis.de/rückkehrberatung.
Eine weitere Beratungsmöglichkeit bietet das IOM-Projekt Virtual Counselling für Migrantinnen und Migranten an. Hier stehen IOM-Mitarbeiter in den jeweiligen Herkunftsländern Ratsuchenden je nach länderspezifischem Kontext per Whatsapp, Skype, Viber und Facebook für Fragen zur Verfügung. Nähere Informationen hierzu gibt es unter www.returningfromgermany.de/de/news/virtual-counselling.

61 Menschen freiwillig in ihr Heimatland zurückgekehrt